II. Deutsche Geschichte. 93
Wartburg zu verlassen, und nach Wit- 1528
tenderg zurückzukehren.
Die Unruhen zu Wittenberg hatten aber
keine sv großen Folgen, als die ler-
menden Auftritte, welche die deutschen
Bauern um diese Zeit veranlaßten. Lu¬
ther und sein Freund, der vortreffliche
Melanchthon, hatten sehr oft von der
christlichen Freyheit, oder von der Frey¬
heit des menschlichen Glaubens, ge¬
predigt und geschrieben. Die Bauern,
die sie nicht recht verstanden, bildeten
stch ein, daß auch sie ganz frey und
unabhängig werden müßten. Sie woll¬
ten daher keine Steuern mehr geben,
und keine Frohndienste weiter thun;
sie wollten die hohe und niedere Jagd
nach ihrem Gefallen ausüben; sie woll¬
ten den Stiftern und Klöstern ihre
Zinsen und Zehnten vorenthalten. Um
ihre Neuerungen desto leichter durch¬
zusetzen, rotteten sie sich in großen Hau¬
fen zusammen. Zuerst lermten die
Bauern in Schwaben und am Rhein- 15*5
ströme. Von da verbreitete sich der
Aufruhr nach Franken und Thüringen.
Hier spielte Thomas Münzer die Haupt¬
rolle. ES kostete den Fürsten viele
Mühe, diesen Bauern-Aufruhr zu un¬
terdrücken.
Die lermenden Bauern hatten eine Men¬
ge Klöster geplündert und zerstört. Die
Fürsten, die Luthers Grundsätze ange¬
nommen hatten, hoben nun alle Klo¬
stergesellschaften auf, und statteten mit
den Gütern derselben Hospitäler und
Schulen aus, oder verwandelte sie in
Kammergüter.
Einige