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ein Paar Handschuhe und eine Schale Wasser wurden
die Veranlassung, daß Ludwig mildere Bedingungen
des Friedens 1713 erhielt. Allgemeines Elend herrschte
durch ganz Frankreich, und Ludwig starb 1716 nicht
ohne Reue über sein Leben, und unbeweint von seinen
Unterthanen. — Er hatte auch 1685 das Edikt von
Nantes aufgehoben, und die Neformirten waren durch
die grausamsten Mittel gezwungen worden, die katho¬
lische Religion anzunehmen. Viele Tausende aber war
ren ausgewandert, und gerade die fleißigsten und ge-
schicktesten seiner Unterthanen. Glänzend machte er
seine Regierung durch Belebung des Handels, der Mar
nufakturen und Fabriken, der Künste und Wissenschaf¬
ten. Unter ihm ward die französische Sprache so aus¬
gebildet, daß fie die allgemeine Hofsprache Europas
wurde, und noch ist. Bei allen Uebeln, die Ludwigs
Regierung veranlaßt hat, war er doch selbst kein böser
Mensch; er wollte das Große; aber ^das Große sollte
glänzen, und dadurch ward er zu manchen bloß ruhm¬
süchtigen Thaten verführt. Er selbst war sehr fein im
Umgänge, und hörte gern Artigkeit von Anderen', da¬
her es nicht an Schmeichlern fehlte. Doch konnte er
auch Widerspruch ertragen, selbst wenn er rauh gesagt
war.
56.
Rußland ist jetzt das herrschende Reich im Nor¬
den Europas und Asiens. Den Grund zu seiner Herr¬
schergröße legte Peter der Große, 1689 — 1725.
Schon 1682 ward er als ein zehnjähriger Knabe zum
Kaiser erwählt; aber seine herrschsüchtige Schwester
Sophia wußte ihn zu verdrängen, und machte sogar
Plane, ihn zu ermorden. Er zog sich nach dem Dorfe