Zweiter Abschnitt. 1712—1806.
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Morgens die Uebergabe bewilligt, nur St. Petri blieb bei
seinem ersten Entschlüsse. Die Bestürzung in der Stadt
war groß, denn die schrecklichsten Folgen waren gefürchtet;
aber für diesmal vergeblich. Das Betragen der Dänischen
Soldaten war so ruhig und bescheiden, daß sie bald mehr
von dem Muthwillen des Pöbels zu leiden hatten, als die
Bürger von ihnen; dazir dauerte es nur wenige Wochen,
denn gleich nach Alexander's Thronbesteigung vermittelte
dieser den Frieden zwischen England und Dänemark und am
24. April theilte der Preußische Minister die Erklärung seines
Hofes mit, daß die Elb- und Weserfahrt wieder frei sei und
die Dänische Macht Hamburg räumen solle. Dies geschah
am 23. Mai, aber dennoch hatte dieser ungebetene Besuch
der Stadt über 500000 gekostet. Aehnliche Störungen
widerfuhren ihr in den nächsten Jahren, welche nicht durch
die eine Vergütung, die ihr wurde, genügend ersetzt waren.
Diese bestand nämlich darin, daß in dem verwickelten Ent¬
schädigungsgeschäft, welches über die Angelegenheiten Deutsch¬
lands entschied, durch den Reichs-Deputations-Beschluß von
1803 bestimmt worden war, daß alle Grundstücke und Ge¬
bäude des Herzogthums und Domcapitels Bremen, die im
Hamburger Gebiet lagen, sammt allen ihnen zukommenden
Rechten und Einkünften an die Stadt verfallen sein soll¬
ten. (Das Domcapitel war nämlich unter Bremische Ho¬
heit gekommen, als man 1222 das Erzbisthum nach Bremen
verlegte.) Nun war das Domcapitel nicht mehr ein Staat
im Staate; um die von den Domherren erkauften Einkünfte,
wie um die herkömmliche Gerichtsbarkeit des Capitels ver¬
glichen sich Rath und Bürgerschaft mit ihnen und mit dem
Aussterben des letzten Domherrn wird die ganze Stiftung
erlöschen.