Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

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in die Stadt Jthome ging. Hier stellte er mit Einbruch der Nacht die Dreifüße 
im Tempel des Zeus auf und entkam glücklich nach Sparta. Durch diese List 
geriethen die Messenier in große Bestürzung und dazu kamen noch andere un¬ 
heilbringende Vorzeichen, die den Untergang Messeniens verkündigten: ein 
Seher, der von Geburt an blind gewesen war, bekam plötzlich das Gesicht 
und verlor es bald nachher wieder; die Bildsäule der Artemis ließ ihren 
Schild fallen; die Hunde kamen an einem Orte zusammen und heulten die 
ganze Nacht; die zum Opfer bestimmten Widder stießen die Hörner mit solcher 
Gewalt in den Altar, daß sie von dem Stoße starben; vor allem aber erschüt¬ 
terte den Aristodemus selbst ein Traumgesicht. Es träumte ihm, er wolle zu 
einem Treffen ausziehen und sei gerüstet und die Eingeweide der Opferthiere 
lagen vor ihm auf einem Tische; seine Tochter erscheine ihm in schwarzer 
Kleidung und zeige ihm die ausgeschnittene Brust und die Erscheinung werfe 
das auf dem Tische Liegende um, nehme ihm die Rüstung ab, setze ihm statt 
ihrer einen goldenen Kranz auf und werfe ihm ein weißes Gewand über. In 
diesem Traume sah Aristodemus die Verkündigung seines nahen Todes, er 
erwog, daß er vergebens der Mörder seiner Tochter geworden sei und da er 
keine Hoffnung zur Rettung seines Vaterlandes mehr sah, tödtete er sich auf 
dem Grabe seiner Tochter. — Im letzten Jahre des Krieges wurde Jthome 
belagert und erobert, die meisten Messenier waren zu ihren Gastfreunden in 
benachbarte Lander geflohen; die zurückgebliebenen aber wurden von den Spar¬ 
tanern mit Harte behandelt und mußten Die Hälfte des Ertrages ihrer Felder 
nach Sparta abliefern und bei den Begräbnissen der Spartanischen Könige 
und Obrigkeiten in Trauerkleidern erscheinen, weshalb die Sieger in ihren 
Liedern von ihnen sangen: 
,,So wie Esel gedrückt tragen sie mächtige Last, 
Unter dem traurigen Zwang darbringend ihren Gebietern 
Alles zur Hälfte getheilt, was sie vvn Früchten erbaut." 
und von Leichenbegängnissen: 
„Männer und Weiber betrauern zugleich mit Seufzen die Herren, 
Raffte des Todes Geschick einen vernichtend dahin." 
A r i st o m e n e s. 
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Die Messenier ertrugen mit Unwillen die drückende Herrschaft der Spar¬ 
taner, am Meisten das jüngere Geschlecht, das von den Drangsalen des 
vorigen Krieges nichts erfahren hatte. Daher wurde die Empörung beschlossen. 
Unter den Jünglingen, die in Messenien herangewachsen waren, zeichitete sich 
vor Allen Aristomenes durch Muth und Tapferkeit aus. Das erste Treffen mit 
den Lacedamoniern blieb unentschieden, aber Aristomenes hatte so glanzende 
Thaten verrichtet, daß ihn die Messenier zum König wählen wollten. Da er 
sich aber diese Ehre verbat, wählten sie ihn zum unumschränkten Anführer 
im Kriege. Um die Lacedämonier gleich im Anfänge des Krieges in Schrecken 
zu setzen, ging er bei Nacht nach Lacedämon und stellte einen Schild an den
	        
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