Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

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Gefängniß und thut das klebrige!^ Darauf zogen die Diener den Theramenes, 
der Götter und Menschen zu seinem Beistände anrief, von dem Altar hinweg. 
Der Rath aber blieb ruhig, aus Furcht vor den Bewaffneten und der Volks¬ 
freund Theramenes mußte den Giftbecher trinken. 
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Nach der Hinrichtung des Theramenes fuhren die Dreißig fort, die an¬ 
gesehensten Bürger von Athen ihres Vermögens und ihres Lebens zu berauben. 
Viele verließen ihr Vaterland und gingen freiwillig in die Verbannung. The¬ 
ben, Megaris und Argos nahmen die Flüchtlinge freundlich auf. Doch bald 
sollte für Athen der Tag der Befreiung kommen. 
Thrashbul, der neben Alcibiades einst den Befehl auf der athenischen 
Flotte geführt hatte und sich fetzt unter der Zahl der Ausgewanderten befand, 
besetzte von Theben aus mit 70 Vertriebenen die auf der Grenze gelegene 
Festung Phyle und machte sie zu einem Zustuchtsorte für die Flüchtlinge. 
Täglich mehrte sich sein Anhang und bald stößte er den Dreißigen in Athen 
Besorgniß ein. Sie zogen gegen Phyle, die Festung zu erobern; doch der 
Versuch mislang und sie mußten sich mit Verlust zurückziehen. Nun unternahm 
Thrashbul von seiner Festung aus kleine Streifzüge, die für ihn immer sieg¬ 
reich waren und den Muth der Seinigen belebten. 
Kritias hielt sich mit seinen Genossen in Athen nicht mehr sicher und zog 
nach Eleusis. Dort ließ er alle ihm Verdächtigen tödten. Thrashbul aber rückte 
bei Nacht ungehindert bis vor Athen und lagerte mit seinem kleinen Heer, das 
schon auf die Zahl 1000 gestiegen war, vor der Hafenstadt Piraeus. Die 
Dreißig rafften so viel Mannschaft zusammen, als sie nur vermochten; aber 
iffrer Schaar fehlte der Muth. Es kam zu einem entscheidenden Treffen und 
Thrashbul gewann den Sieg. Er beobachtete aber die größte Mäßigung und 
vergalt nicht Blutvergießen mit Blutvergießen. Die fliehenden Bürger wurden 
nicht verfolgt, die Gefallenen nicht geplündert; nur Waffen und Nahrungs¬ 
mittel nahmen die Sieger. Jetzt ward mit den Bürgern in der Stadt unter¬ 
handelt; die Dreißig wurden abgesetzt und im Jahre 403 v. Ehr. bekam Athen 
seine Freiheit und Verfassung wieder; doch der alte Glanz und die alte Herr¬ 
lichkeit waren auf immer dahin. 
VH. Pelopidas und Epamiuoudas. 
1. Pelopidas. 
Seit dem Falle Athens kannte der Uebermuth der Spartaner keine Gren¬ 
zen mehr. Mitten im Frieden überfiel ihr Feldherr Phöbidas mit seinem 
Heere Theben, wo innere Zwietracht zwischen den Aristokraten und Demo¬ 
kraten ausgebrochen war und besetzte die Burg Kadmea. Jedoch dieses Rau¬ 
bes sollten sich die Spartaner nicht lange erfreuen. Unter den Vertriebenen, 
die sich nach Athen wandten, war auch Pelop idas, ein edler thebanischer 
Jüngling. Er hatte keine Ruhe mehr, so lange seine Vaterstadt in den Händen 
der Feinde war und leitete eine Verschwörung ein. In der Nacht sollten alle
	        
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