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3. Das Ende der Helden,
Der kühne Epaminondas suchte bald darauf die Spartaner in ihrem
eigenen Lande auf. Er fiel in den Peloponnes ein und nahm ihnen hier eine
Stadt nach der andern weg. Auch die Messenier rief er zum Freiheitskampfe
auf und freudig erhob sich das gedrückte Volk. Die Spartaner geriethen in die
höchste Roth und sprachen sogar ihre alten Feinde, die Athener, um Hülfe an.
Und diese verbanden sich wirklich mit ihnen, aus Neid über die wachsende Größe
Thebens. Doch Epaminondas verlor nicht den Muth, er unternahm vielmehr
ein noch kühneres Wagstück und griff Sparta selber an. Schon war er bis
aus den Marktplatz vorgedrungen; aber der verzweifelten Gegenwehr des spar¬
tanischen Volkes gelang es, ihn wieder zurückzutreiben und Epaminondas zog
sich bis Mantine a zurück. Bei dieser Stadt kam es im Jahre 362 zu einer
blutigen Schlacht. Die Spartaner fochten wie Verzweifelte; dessen ungeachtet
mußten sie weichen. Die Thebaner, von ihrem Helden Epaminondas geführt,
drangen mit Ungestüm in ihre Reihen und warfen Alles über den Hausen.
Da traf den Feldherrn ein feindlicher Wurfspieß, dessen eiserne Spitze in
seiner Brust stecken blieb. Ein blutiges Gefecht erfolgte nun uin den Verwun¬
deten, aber die Seinigen retteten ihn aus dem Gedränge der Feinde.
Die Nachricht von der Verwundung des Epaminondas verbreitete Schrecken
und Schmerz im thebanischen Heere; die Schlacht wurde abgebrochen und der
Sieg nicht verfolgt. Aber den Ruhm des Sieges nahm der Held mit in's
Jenseits. Die Aerzte hatten erklärt, daß er sterben würde, sobald man das
Eisen aus der Wunde ziehe. Epaminondas ließ es so lange stecken, bis man
ihm meldete, der Sieg sei gewonnen und sein Schild gerettet. Man reichte ihm
den Schild und er küßte ihn. Dann sprach er: „Ich habe genug gelebt, denn
ich sterbe unbesiegt." Und als seine Freunde weinten und klagten, daß er dem
Staate keinen Sohn hinterlasse, erwiederte Epaminondas: „Ich hinterlasse
euch zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten bei Leuktra und Mantinea!"
Darauf ließ er das Eisen aus der Wunde ziehen und hauchte seine Helden¬
seele aus.
*
Während Epaminondas gegen die Lacedämonier gekämpft, hatte Pelo-
pidas in Thessalien Krieg geführt gegen Alerander, den Tyrannen von Pherä,
welcher sich ganz Thessalien zu unterwerfen suchte. Hinterlistiger Weise wurde
er von diesem gefangen genommen. Da ihn Jeder im Gefängniß sprechen
durfte, sprach er frei und offen gegen den Tyrannen und ließ dem Alerander
sagen: „Ich wundere mich, daß du mich sp lange leben lässest. Denn wenn ich
entkomme, werde ich sofort Rache an dir nehmen." Alerander fragte: „Warum
eilt denn Pelopidas zum Tode?"— „Damit du", antwortete Pelopidas, „den
Göttern desto verhaßter werdest!" Bald kam aber Epaminondas an der Spitze
eines thebanischen Heeres und befreiete seinen Freund. Nicht lange darauf
wurde Pelopidas abermals gegen Alerander nach Thessalien berufen. Der
schlaue Mann hatte sogar die Athener mit seinem Gelde gewonnen und drohte
Theben gefährlich zu werden. Als Pelopidas mit seinen Thebanern auszog,
trat plötzlich eine Sonnenfinsterniß ein. Darüber wurde das thebanische Heer
stutzig und weigerte sich, weiter vorzurücken. Da warb Pelopidas auf eigene
Hand dreihundert Reiter und zog mit diesen vorwärts. Nun verstärkte er wohl
unterwegs sein Häuslein, aber nur wenige Thebaner waren mit ihm. Das