Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

222 
B. AuS der Geschichte des deutschen Volkes 
6. Linst möcht' es ihm nicht schmecken, 
und sieh, der Zieten schlief. 
Lin Höfling wollt' ihn wecken, —- 
der König aber rief: 
„Laßt schlafen mir den Alten! 
Lr hat in mancher Nacht 
für uns stch wach gehalten; 
der hat genug gewacht." 
6. Und als die Zeit erfüllet 
des alten Helden war, 
lag einst, schlicht eingehüllet, 
Hans Zieten, der Husar. 
Ivie selber er genommen 
die ^feinde stets im Husch, 
so war der Tod gekommen — 
wie Zieten aus dem Busch. 
Theodor Fontane. 
109. Friedrich der Große als Landesvater. 
1. In der Friedenszeit regierte Friedrich als ein wahrer Landesvatcr 
mit Weisheit und Gerechtigkeit. Schon bei seiner Thronbesteigung hatte er 
erklärt, daß der Vorteil des Landes seinem eignen voranstände. Er machte, 
wie sein Vater, alles selbst ab; Günstlinge hatten keinen Einfluß auf ihn. 
Sätntliche Zweige der Verwaltung und die Bedürfnisse des Landes waren 
ihm vollständig bekannt. Wenige Fürsten haben ihr Land so genau durch 
Reisen kennen gelernt wie Friedrich und sein Vater. Als der erste Mann 
im Staate wollte er auch der thätigste sein. ,,Daß ich lebe," sagte er, „ist 
nicht notwendig, wohl aber, daß ich thätig bin. Nichts hat mehr Ähnlich¬ 
keit mit dem Tode als der Müßiggang." Sein gewöhnlicher Aufenthalt war 
das Lustschloß Sanssouci (d. h. Sorgenfrei) bei Potsdam. Jeder Tag hatte 
seine bestimmte Ordnung; nichts wurde aufgeschoben. Um 4 Uhr stand 
Friedrich auf. Waren die Regierungsgeschäfte beendigt, so füllte das Lesen 
neuer Bücher, die Abfassung seiner eignen Werke oder der Briefwechsel urit 
Gelehrten die übrige Zeit aus. Tägliche Erholung gewährte ihm auch die 
Flöte, uud an der Mittags- und Abendtafel liebte er die Gesellschaft geist¬ 
reicher Männer. Jedermann hatte Zutritt zu ihm; stets war er leutselig 
und wohlwollend. Das Volk nannte ihn bald den alten Fritz und gab damit 
sein Zutrauen und seine Liebe zum Könige zu erkennen. 
2. Friedrich teilte die Ansicht seines Vaters, daß die Stärke des Staates 
im Heere und Schatze beruhe. Daher waudte er seine Aufmerksamkeit unaus¬ 
5. Sie kamen nie alleine, 
der Zieten und der Fritz; 
der Donner war der eine, 
der andre war der Blitz; 
es wies sich keiner träge; 
drum fchlug's auch immer ein; 
ob warm', ob kalte Schläge, 
sie pflegten gut zu sein. 
4. Der Friede war geschlossen; 
doch Krieges Lust und (Qual, — 
die alten Schlachtgenossen 
durchlebten's noch einmal. 
XDie Nlarschall Daun gezaudert, 
und Fritz und Zieten nie, 
es ward jetzt durchgeplaudert 
bei Tisch in Sanssouci.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.