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Absicht den Krieg so schläfrig; doch wenn man ihm, dem Marius, den Ober-
, befehl geben wollte, so würde er den Jugurtha bald todt oder lebendig haben.
Marius wurde zum Konsul und Feldherrn in Numidien ernannt; der Unter¬
feldherr, der ihm mitgegeben wurde, hieß Sulla, ein junger Mann von edler
Herkunft, großem Ehrgeiz und großer Klugheit. Dieser vermochte denB o ch us,
König von Mauritanien (Marokko), dessen Schwiegersohn Jugurtha war,
daß er seinen Verwandten, der bei ihm Schutz gesucht hatte, dem Sulla aus¬
lieferte. Dafür erhielt der Verräther ein kleines Stück von Numidien; das
Uebrige ward römische Provinz.
Jugurtha wurde nun im Triumph zu Rom aufgeführt, und ging in Ket¬
ten vor Marius' Wagen, von dem Pöbel beschimpft und gemishandelt. Man
warf ihn dann in einen Keller, wo er nach sechs Tagen Hungers starb. Den
Triumph hatte zwar Marius, allein der Adel erhob den Sulla als den wahren
Beendiger des Kriegs, und seit dieser Zeit waren Marius und Sulla die er¬
bittertsten Feinde.
2. Die Cimbern und Teutonen.
Ein neuer Triumph wartete des Marius. Von Norden her waren aus
Deutschland und Frankreich die wilden Völker der Cimbern und Teutonen
in die römischen Provinzen hereingebrochen. Sie zogen nach Süden, gleich
den Galliern, mit Weib und Kind und aller Habe. Mehrere römische Heere
hatten sie bereits vernichtet; da kam Furcht in die Herzen der Römer, und
zum ersten Mal bewarb sich Niemand um das Konsulat; Marius erhielt es, und
zwar drei Jahre hintereinander. Doch auch den alten, tapferen Soldaten
des Marius kamen jene Barbaren in ihren Thierfellen und mit ihrem riesigen
Wuchs so fürchterlich vor, daß der kluge Feldherr sich erst Wochen lang in sei¬
nem Lager verschanzte, um die Römer an den Anblick des Feindeg zu gewöh¬
nen. Dann, als er eine vortheilhafte Stellung bei Air (Aquae Sextiae) im
südlichen Frankreich genommen hatte, griff Marius die Teutonen an, und
schlug sie völlig. Der überlegenen Kriegskunst der Römer vermochten die
Deutschen noch nicht zu widerstehen. Als die Römer in das teutonische Lager
drangen, vertheidigten stch noch die Weiber auf ihrer Wagenburg mit Löwen-
muth; sie tödteten lieber ihre Säuglinge und erhingen sich an ihren eignen
langen Haaren, um sich nicht den Römern zu ergeben.
Unterdessen waren die Cimbern über die throler Alpen nach Italien
hereingebrochen; ihre großen hellglänzenden Schilde hatten sie als Schlitten
benützt, um über Schnee und Eisklüfte damit bergab zu fahren. Sie hatten
große Felsstücke losgerissen und Baumstämme zwischen die Steine geworfen,
um über die Etsch zu kommen. 'In der Schlacht verbanden sie ihre vorderen
Reihen mit Ketten, um nicht getrennt zu werden. Der Konsul Katulus, wel¬
cher sich ihnen entgegenwarf, ward geschlagen, Da stieß der siegreiche Marius
zu ihm, und beide vereint schlugen und vernichteten das ganze cimbrische Heer
bei V er ona in Oberitalien (101 v. Ehr.) Furchtbar fochten auch hier noch
die Weiber, und da sie Alles verloren sahen, warfen sie ihre Kinder unter die
Wagenräder und die Füße der Lastthiere, und dann tödteten sie sich selbst.
Nur wenige von den Barbaren hatte Marius in seine Hände bekommen; als
er triumphirend in Rom einzog, verbreiteten die an seinen Siegeswagen ^ge¬
fesselten Barbaren Schrecken und Bewunderung, denn sie hatten riesige Größe.
Besonders erzählen die Römer von Teutobod, wie dieser stolz und majestä¬