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wurden die ersten Grundsteine der freien städtischen Verfassungen gelegt; beson¬
ders aber ließ sich's der Kaiser angelegen sein, sowohlsein Verhältniß zu demPapst,
als auch das des Papstes zu den Römern festzustellen. Doch bald mußte er erfah¬
ren, daß die Römer das Kaiserthum nur als eine leere Würde ohne Macht be¬
trachteten und ihre Selbstständigkeit der Fremdherrschaft nicht aufopfern woll¬
ten. Mit Strenge trat er denn als oberster Richter mitten unter die Römer
und sie beugten ihren stolzen Nacken; aber so oft er wieder ferne war, richteten
sie sich grimmig empor und rüttelten an der deutschen Oberherrschaft. Die
Deutschen nannten dieß Wankelmuth und schalten die Welschen untreu; dock-
das ist der Fluch jeder Fremdherrschaft, daß sie ringsum die unvertilgbaren
Wurzeln des edlen Freiheitsdranges, das Unkraut der Heimtücke großzieht.
Der Kaiser aber bändigte die Wiedersacher seines Ansehens, endlich (964) be¬
kam er auch den ruchlosen Störefried Berengar in seine Gewalt und ließ ihn
nach Deutschland auf die feste Babenburg bringen, wo derselbe starb.
Otto selbst ging im nächsten Jahre dorthin zurück. Dort hatte indessen
der Markgraf Gero (964) die Slaven in der Niederlausitz unterworfen, aber
in der Schlacht seinen einzigen Sohn verloren, für dessen künftige Hoheit er
sein langes Leben hindurch so tapfer gekämpft; dies Herzleid hatte er jetzt
zum Lohn für seine Unmenschlichkeit gegen die Slaven. Verzweifelnd pilgerte
der narbenvolle Greis nach Rom, legte sein Schwert auf den Altar St. Peters,
that Buße, zog auf der Heimkehr zu St. Gallen ein Mönchsgewand an und
starb (965) in der Heimath.
7.
Während nun der Kaiser in Deutschland war, hatte Adalbert, der Sohn
Berengars, in Italien den Kampf alsogleich erneuert; zur selben Zeit stritten
in Rom die mächtigen Adelsgeschlechter um die Herrschaft, daß große Ver¬
wirrung war. Da schickte der Kaiser zuerst den Herzog Burkhard von
Schwaben nach Italien; dann kam er selbst (966) hin und hielt ein furchtbar
Gericht über Alle, welche das kaiserliche Ansehn keck verachtet hatten. Er¬
schrocken huldigten ihm die Fürsten von Benevent und Capua; der Kaiser
aber trachtete nun auch darnach, das untere Italien, welches bis dahin nock-
unter der Oberherrschaft der griechischen Kaiser gestanden, zu gewinnen, damit
das römische Kaiserthum in der ganzen Fülle der alten Macht und Herrschaft
wieder aufblühe. Er hoffte dies friedlich in's Werk zu setzen. Darum berief
er seinen Sohn Otto ll. nach Rom, ließ ihn von dem Papst zum Kaiser krö¬
nen und warb für ihn um Theophanien, die Stieftochter des griechischen Kai¬
sers Nikephoros. Durch diese Vermählung gedachte er die Landschaften
Unteritaliens von den Griechen als Brautschatz der Prinzessin zu erhalten.
Aber Nikephoros war voll thörichten Dünkels und betrachtete sich selbst als
einzigen rechtmäßigen Erben des römischen Kaiserthums, sowie des ganzen
Reichs Italien, den deutschen König hingegen blos als einen Räuber jener
Würde und dieses Landes. Also mishandelte er dessen Gesandte, schlug ihm
die Prinzessin Theophania ab und verbündete sich heimlich mit Adalbert. Da
gab Otto in Unteritalien durch Waffenthaten kund, daß sich der deutsche Name
nicht ungestraft beschimpfen lasse, am wenigsten von einem so entnervten und
verderbten Volk, wie die Griechen waren. Bald darauf (968) wurde Nike¬
phoros zu Konstantinopel ermordet; sein Nachfolger, Johannes Tzimiskes,
welcher den Frieden suchte, sandte Theophanien, als Braut des jungen Otto II.