Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

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schrecklich. Er unterjochte seine Gegner und ließ die Gefangenen als Feinde 
seines Glaubens niederhauen. So gelangte er allmälig zu Macht und Reich¬ 
thum; ein großer Theil Arabiens trat ihm bei und schon im Jahr 628 lud er 
den persischen König Kosroes, den oströmischen Kaiser Heraklius, dessen 
Statthalter in Aegypten, und den äthiopischen Fürsten Nagiaschi zur 
Annahme seines Glaubens ein. Der Erfolg dieses Schrittes war verschieden. 
Der persische König zerriß mit stolzer Verachtung den Einladungsbrief, aber 
sein Befehlshaber im glücklichen Arabien trat dem Propheten bei; Kaiser He¬ 
raklius erwiederte die Einladung mit einem höflichen Antwortschreiben und 
ansehnlichen Geschenken; ebenso der ägyptische Statthalter; Nagiaschi aber 
trat feierlichst zum Islam über. 
9. 
Jndeß fehlte dem Propheten noch Vieles, so lange er noch nicht Herr von 
Mekka und der dortigen Kaaba war. Erft durch diesen Besitz erschien seine 
Sendung über jeden Zweifel erhaben. Aber wie sollte er dazu gelangen? 
Eine freiwillige Uebergabe war nicht zu erwarten und gefährlich schien es, diese 
Stadt mit Gewalt zu erobern; der Ruf der Heiligkeit ruhete auf ihr. Er 
näherte sich daher im Jahr 627 der Stadt Mekka auf eine friedliche Art und 
brachte einen Vergleich mit den Koreischiten zu Stande, kraft dessen ihm er¬ 
laubt wurde, im Jahr 628 die Kaaba zu besuchen und drei Tage daselbst zu 
verweilen. Während dieses Aufenthaltes erbauete er das Volk durch Fröm¬ 
migkeit und gewann selbst einige der angesehensten Koreischiten, unter Andern 
den tapfern Chaled, der ihn bei Ohod geschlagen hatte und der nun im 
Dienste des Propheten das Schwert Gottes genannt wurde. Hierauf rückte er 
im Jahr 629 unter dem Vorwand, daß die Koreischiten den Vertrag gebrochen 
hätten, mit einem Heere von 10,000 Mann gegen Mekka. Aber auch jetzt 
wollte er nicht daS Ansehen eines Eroberers der heiligen Stadt haben. Er 
suchte daher Mekka durch Unterhandlungen zu gewinnen, aber vergebens. 
Nun ließ er die Zugänge zur Stadt besetzen; doch verbot er alles Blutvergießen. 
Plötzlich griff ein Haufen Koreischiten den tapfern Chaled an; aber dieser 
schlug sie zurück und drang mit den Flüchtigen zugleich in Mekka ein. Die 
wichtige Stadt siel in die Hände des Propheten. 
Jetzt hatte Muhamed die glänzendste Epoche seines Lebens erreicht. 
Triumphirend zog er in Mekka ein, rothgekleidet, auf seinem liebsten Kameele 
sitzend, mit dem Scepter in der Hand und von einem glänzenden Gefolge um¬ 
geben. Die Stadt empfing ihn als Propheten und Herrn und er behandelte 
sie nicht als feindseliger Sieger, sondern als großmüthiger Beschützer. Er er¬ 
klärte Mekka als unverletzliche Freistatt und verzieh den Koreischiten, die bisher 
seine unversöhnlichen Feinde gewesen waren; bloß zehn Personen, nämlich 
sechs Männer und vier Frauen, waren von dieser Verzeihung ausgenommen. 
Aber auch von diesen ließ er nur vier, die sich durch ihre Laster verhaßt ge¬ 
macht hatten, hinrichten. Das Vorsteheramt über die Kaaba übertrug er dem 
Koreischiten Othmann, der vor Kurzem zu ihm übergetreten war. Er selbst 
zog unter dem wiederholten Ausruf: „Gott ist groß !" siebenmal um die Kaaba 
herum und dann in dieselbe hinein. Mit Unwillen erblickte er hier Götzen¬ 
bilder; er ließ sie allesammt hinauswerfen und zerschlagen. 
10. 
Kaum war Mekka in seinen Händen, so schickte er seine Feldherren aus,
	        
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