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Es traf sich aber, daß den Simson eine
Schwäche überfiel, und die Philister, davon benach¬
richtigt, bemächtigten sich seiner, wahrend er schlief,
stachen ihm die Augen aus, banden ihn mit star¬
ken Ketten, und er mußte die Handmühle im
Gcfangniß drehen. Fürwahr, ein höchst trauriger
Zustand für Simson! und sollte man es den¬
ken, es ward ihm dennoch die Gelegenheit, sich an
diesen seinen Feinden recht nachdrücklich zu rächen.
„Laßt uns doch den Simson holen," spra¬
chen die Philister, als sie eines Tages zu einem
Feste ihrer Gottheit Dagon froh versammelt wa¬
ren, „daß er uns belustige," und Simson ward
geholt und mußte — dagegen half einmal nichts —
vor ihnen tanzen. Simson wußte indeß, daß er
wieder stark geworden war, und sprach zu dem
Knaben, der ihn bei derHand leitete: „Laß mich,
daß ich beide Säulen fasse, auf denen vornehm¬
lich das Haus ruhet, daß ich mich daran lehne.
Und das Haus war voll von Männern und Wei¬
bern, die ihre ausgelassene Freude bezeigten an dem
armen blinden Manne. Aber che man sich es ver¬
sah, hatte dieser die beiden Säulen gefaßt, eine
mit der Rechten, die andere mit der Linken, und
riß — indem er rief: ,,hier will ich mit den
Philistim sterben!" — die Säulen nieder. Das
Haus stürzte zusammen, und es ward, was drin¬
nen und nahe außen stand, erschlagen. So rächte
sich Simson!