Full text: [Teil 2,2] (Teil 2,2 für Obertertia)

80 Der Dreißigjährige Krieg. 
Schneekönigs zusammensinken werde, wie die Sonne den Schnee schmelzt. 
Der Kurfürst von Sachsen, „der morgens kleinlaut und unentschlossen, 
abends aber starrköpfig und trunken war", glaubte den Vermittler 
zwischen dem Kaiser und dem König spielen zu können. Die feindselige 
Haltung der Kurfürsten gebot Gustav Adolf, Vorsicht zu üben und sich 
IrSfurts öen Rü(6en ZU decken. (Er nahm Frankfurt an der Oder im Sturm. 
Als sich dann Tilly gegen Magdeburg wandte, das sich dem Restitutions- 
edikt widersetzte und dem Kaiser zu trotzen wagte, forderte Gustav Adolf 
von seinem Schwager die Öffnung des Passes von Küstrin; sie wurde 
verweigert. Da rückte der Schwedenkönig vor Berlin, und nun endlich 
Erstand sich der Kurfürst dazu, ihm die Festungen Küstrin und Spandau 
und einzuräumen. 3m Rücken gedeckt, wollte der König nun nach Magde- 
spanbau kurg eilen' doch der Kurfürst von Sachsen verweigerte ihm den Elb- 
Übergang bei Wittenberg, und so mußten die Schweden den lveg über 
Potsdam und Brandenburg nehmen. 
§ 62. Der Fall Magdeburgs. Seit dem herbst 1630 lag der 
mai 1631 General Pappenheim vor Magdeburg, und zu ihm stieß im Hpril 1631 Tillq, 
um die Belagerung mit aller Kraft zu betreiben. Gustav Hdolf hatte den 
Bürgern, die ihn um Hilfe angegangen hatten, seinen erfahrenen Kriegs¬ 
obersten Dietrich von Falkenberg gesandt, der eine (Ergebung der Stadt 
verhinderte, indem er die Bürgerschaft, die schon unterhandeln wollte, 
durch die Aussicht auf Gustav Adolfs Hilfe beschwichtigte. Falkenberg 
wehrte sich lange mutig, allein im April 1631 mußte er die beiden Vor¬ 
städte Sudenburg und Neustadt räumen, weil die Besatzung für die große 
Stadt zu gering war. Nachdem die Stadt in den ersten Maitagen un¬ 
ausgesetzt beschossen worden war, wagte Tilly auf Pappenheims Rat in 
der Frühe des 20. Mai einen allgemeinen Sturm. Im Norden der Stadt 
an der hohen Pforte drang Pappenheim mit seinen Wallonen ein und 
ließ, um schneller zum Ziele zu gelangen, in einige Häuser Feuerbrände 
legen. In erbittertem Straßenkampf fiel der tapfere Falkenberg, und 
die Stadt wurde erobert. Das Feuer, an mehreren Stellen auch von 
Bürgern angelegt, verbreitete sich durch einen plötzlich ausbrechenden 
Nordoststurm über die ganze Stadt und verwandelte sie in einen Trümmer¬ 
haufen. Nur einige Häusergruppen, darunter die Domkirche und das 
Kloster Unserer lieben Frauen konnten gerettet werden. „Seit Trojas Fall 
und Jerusalems Zerstörung", schrieb der siegreiche Feldherr an den 
Kaiser, „ist keine solche Victoria gesehen worden." Magdeburg aber, 
die Vormauer des Protestantismus, wurde im £iede gefeiert: 
So luthrische Lucretia, 
Ufrechte teutsch (lonftantia, 
Bin ich in ewiger Gloria. 
Eh' ich die päpstlich Lig' erkenn 
Und sie mein eigen Herrn nenn, 
viel lieber in das Feuer renn.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.