9. Der Tod des Kurfürsten Friedrich des Weisen.
Im Jahre 1525 riß der Tod den Kurfürsten Friedrich den Weisen
aus dem Leben. Vor seinem Abscheiden versammelte er noch einmal seine
Diener um sich und sprach zu ihnen: „Liebe Kindlein, habe ich einen
von euch beleidigt, so bitte ich um Gottes willen um Verzeihung; denn wir
Fürsten thun den armen Leuten mancherlei, was nicht taugt." Dann
ließ er sich anstatt der letzten Ölung das heilige Abendmahl in beiderlei
Gestalt reichen und war also der erste deutsche Fürst, der sich zur evan¬
gelischen Lehre bekannte. Hierauf entschlief er in Frieden. Luther hielt
bei seiner Bestattuug die Leichenpredigt und konnte mit Recht von ihm
sagen: „Unter seinem Schutz und Schirm ging das Evangelium glücklich
von statten und nahm allenthalben überhand. Sein Leben lang hat er ein
friedsam, still und ruhig Regiment geführt und mit Recht Friedrich ge¬
heißen." Sein Nachfolger war Johann der Beständige, der gleich seinem
Vorgänger die Reformation und den Reformator schützte.
10. Luthers Verheiratung.
Seit seiner Rückkehr nach Wittenberg predigte Luther auch öfter .
gegen das von Gregor VII. streng durchgeführte Verbot der Ehelosigkeit
der Priester, weil er der Meinung war, daß sich das Bibelwort: „Es
ist nicht gut, daß der Mensch allein sei," auch auf die Priester bezöge.
Schon viele Priester, Mönche und Nonnen, die ihre Klöster verlassen
hatten, hatten sich auch auf Luthers Anraten hin verheiratet. - Im Jahre
1525 vermählte sich auch Luther mit Katharina von Bora. Diese war
schon als Mädchen dem Kloster Nimbschen bei Grimma übergeben worden.
AlS sie Luthers Schriften über die Ungiltigkeit der Klostergelübde kennen
Lernte, wandte sie sich an Luther, damit er sie samt ihren acht Ge¬
nossinnen befreie. Luther übernahm auch die Vermittelung, und ein
Torgauer Bürger entführte sie in leeren Biertonnen, da der Herzog
Georg von Meißen ein heftiger Gegner Luthers war und nicht duldete,
daß Mönche oder Nonnen ihre Klostergelübde brachen. Katharina von
Bora fand nun Aufnahme in einer Wittenberger Familie bis zu ihrer
Verheiratung mit Luther. Der Hochzeit wohnten seine Eltern bei, die sich
sehr darüber freuten, daß ihr Sohn das Mönchtum wieder abgelegt hatte.
Der neue Kurfürst schickte den Braten, der Rat von Wittenberg den
Wein, und die Universität schenkte einen Becher. Das Augustinerkloster,
das die Mönche verlassen hatten, richtete das junge Ehepaar zu seiner
Wohnung ein. Luther hat in seinem Leben diesen Schritt nie bereut,
denn sie war ein frommes und getreues Weib, auf welches sich sein Herz
verlassen konnte. Heftige Angriffe richteten jedoch die Päpstlichen auf Luther,
da er sich als ausgetretener Mönch mit einer entlaufenen Nonne ver¬
mählt habe; doch kümmerte sich Luther nicht darum, denn sein Bruch
mit Rom war nun nach jeder Seite hin gänzlich vollzogen, es gab nun