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Fassung. Als er und die anderen zum Tode
Verurtheilten zum Gefängnisse abgeführt wurden,
um sich hier den Tod zu geben und ihin auf dies
sein Wege ein anderer seiner Freunde, indem er
heftig weinte, entgegenrief: ,, o Phokion, welch'
unverdientes Schicksal erduldest bn ! " sprach er:
„nicht unvermuthet erdulde ich es; denn den
N'.eisten Männern Athen's, die um dasselbe Ver¬
dienste hatten, ward ein gleiches Schicksal!"
Auf die Frage: „ob er noch etwas an seinen Sohn
Z" bestellen habe," antwortete er: „nichts weiter,
als das; ich ihn bitte, ineinetwegen niemals an
Athen Rache zu nehmen." Als er sich nun mit
den anderen Verurtheilten im Gefängnisse befand,
und der Gcrichtsdiencr den Becher voll Gift dein
einen dieser Verurtheilten übergeben hatte, daß sie
alle trinken sollten, und sie alle bis auf beit Pho¬
kion getrunken hatten, traf cs sich, daß die Por¬
tion nicht mehr hinreichen wollte; der Gerichts¬
diener wollte aber nicht noch mehr Gift holen,
denn er meinte, es koste so viel noch 12 Drach¬
men (über 2 Thaler). „O, gebt ihm doch das
sagte Phokion zu seinen umstehenden
weinenden Freunden. „So kann man," setzte
er hinzu, „in Athen nicht einmal unrsonst ster¬
ben!" Die Erbitterung seiner Feinde begnügte
sich nicht einmal mit seinem Tode; sein Leich¬
nam mußte auch aus Athen fortgeschafft, und
durfte weder beerdigt, noch verbrannt werden.