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mochten die Juden in Jerusalem merken; denn hier
brach beinahe schon im ersten Jahre seiner Negie¬
rung eine abermalige Empörung aus; aber Ha-
drianuS unterdrückte dieselbe bald, und es ward
nun der wieder hergestellte Aufbau der Stadt von
Grunde auS zerstört. Hadrianus ließ auch hier,
doch nicht auf derselben Stelle, einige Jahre spa¬
ter eine neue Stadt, Aelia Capitolina genannt,
und allf dem Berge Zion einen dem Jupiter Ca-
pitolinus geheiligten Tempel, zur großen Erbitte¬
rung der Juden, erbauen. — Hadrianus hatte in
Nom seine Erziehung, und hier viel wissenschaft¬
liche Bildung erhalten. Er liebte besonders die
Dichtkunst und fand ein sehr großes Vergnügen
darin, Gedichte in lateinischer und griechischer
Sprache zu verfertigen. Außerordentlich stark war
sein Gedächtniß.
Des Hadrianus merkwürdige Reise.
Kaledonischcr Erdwall.
Hadrianus beschloß, um die Lander und
Völker deS großen römischen Reichs möglichst ge¬
nau kennen zu lernen, und hier in eigener Gegen¬
wart Veranstaltungen und nöthige Abänderungen
zu treffen, eine vieljährige Reise; diese unternahm
er vom Jahre 121 an, und zwar zu Fuß oder
zu Pferde, nie in einem Wagen, stets mit lin-
bedecktem Haupte, in der Külte und Hitze, jeder
Beschwerlichkeit der Witterung trotzend. Zuerst