Hadrianus 117—138. — T. Antoninus Pius 138-161. 101
welche er ausübte. Servianus starb mit mehreren Genossen aus keinem an¬
dern Grunde, als weil der Kaiser glaubte, er gedenke sich die Nachfolge zu
verschaffen. Auch die Kaiserin Sabina, mit der er nie freundlich gelebt, soll
an Gift gestorben sein. Bei der Adoption des L. Ceionius Berus (im
I. 136) leitete ihn gewis nur die körperliche Schönheit des schwelgerischen
Jünglings und die Gewandtheit mit welcher dieser seinen Trübsinn erheiterte.
Erst dessen Tod ward die Veranlassung, daß er eine höchst dankenswerte Wahl
traf, indem er T.-Aurelius Antoninus^), der den Ruhm hatte mehrere
Opfer seiner Tyrannei gerettet zu haben, adoptierte und ihm nur die Ver¬
pflichtung auferlegte, den S. seines Schwagers M. Annius Aurelius
(18I. alt) und den Sohn des verstorbnen Thronfolgers, den 8j. L. Berns, zu
adoptieren. Als Hadrianus am 10. Jul. 138 in Baiä gestorben war, suchte
sich der verhaltne Grimm über seine launenhafte Tyrannei dadurch Luft zu
machen, daß der Senat seine Apotheose verweigern und seine Denkmäler ver¬
nichten wollte. Durch Verhinderung dieses Vorhabens^) erwarb sich sein
Nachfolger den schönen Beinamen Pius.
T. Antoninus Pius 138 — 161.
§ 23.
1. Antoninus^) Wesen bildet einen Gegensatz zu dem Hadrians. Keine
so allgemeine rastlose Thätigkeit, aber auch keine Vernachlässigung einer Regen¬
tenpflicht, keine schöpferische und gestaltende Kraft, sondern eine ruhige Fort¬
führung und Erhaltung des Bestehenden, kein zur Eifersucht aufbrausender
Ehrgeiz und despotische Gereiztheit, vielmehr die schonendste Milde und
Freundlichkeit. In seinem Haushalt selbst um das kleinste besorgt, hatte er
doch Millionen für Arme und Notleidende bereit. Das Volk in Rom versorgte
er reichlich mit dem, was ihm zum Bedürfnis geworden war, mit Spielen,
Lebensbequemlichkeiten und Lebensmitteln, obgleich mehrmalige Teurungen
das letztere Geschäft erschwerten. Bei den Feuersbrünsten in Rom, Narbo,
Antiochien u. a. Städten, so wie bei den Verwüstungen, welche ein Erdbeben
in Kleinasien und den zunächst gelegnen Inseln anrichtete, hatte er eine offne
Not lindernde Hand. Die Armen erfreuten sich seiner Unterstützung, nament¬
lich auch die Kinder, wie das von ihm gegründete und nach dem Namen seiner
Gattin Faustina genannte Institut zur Erziehung von Mädchen beweist. Wol
ließ er die Strenge des Gesetzes walten, doch verzieh er auch hochherzig und
nichts war ihm verhaßter als Angeberei ^). Mehrfache Bauten, darunter die
Vollendung vieler von Hadrianus begonnener, haben seinen Namen auf die
Nachwelt gebracht und bei seiner großen Sparsamkeit im Staatshaushalt sind
wol nie die Mittel dazu erpresst worden. Die Schulen förderte er ebenfalls
und Rhetoren und Philosophen bezeugten ihm Dankbarkeit für reiche Gehalte.
Die Christen schützte er gegen ihre Widersacher, welche sich besonders nach
den Unglücksfällen in Kleinasien zur Verfolgung erhoben°), und scheint selbst
1) Seine Familie stammte aus Nemansns in Gallien (Nismes), war aber schon
längre Zeit in Nom einheimisch. — 2) Er bewirkte sie durch die Vorstellung, daß
mit der Vernichtung von Hadrians Acten auch sein Nachfolgerecht beseitigt werde.—
3) Die einzige reichlicher fließende Quelle ist der Abriß seines Lebens von Capito-
linus. — 4) Als eine Verschwörung endeckt worden war, verbannte er den Rädels¬
führer, nachdem sich ein andrer selbst das Leben genommen; aber nach den Mit¬
schuldigen zu forschen verbot er (Capit. 7). Bei einem Volkstumult wegeir Teurung
begnügte er sich durch Darlegitng bu\ Umstände die Menge zu beschwichtigen. —
5J Euseb. h. e. IV 26.
Intsr^ationala's
Schuibucliiostifui