Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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wertvolle Nahrungspflanze allgemeine Verbreitung fand. In den 
teuren Zeiten nach dem Siebenjährigen Kriege und besonders 
in den Hungerjahren 1771 und 1772 lernten die Landleute 
die neue Feldfrucht schätzen. . Garten- und Obstbau wurden 
durch Prämieu gefördert. Überall mußten auf Befehl des 
Königs Maulbeerbäume angepflanzt werden, damit im Lande 
Seidenbau getrieben werden konnte. Durch die Einführung 
spanischer Edelschafe (Mennos) wurde die Schafzucht sehr gefördert. 
bb. Der Kauernsekmtz. Da der Bauernstand die Soldaten 
lieferte und den größeren Teil der Steuern aufbrachte, wandte ihm 
Friedrich besondere Aufmerksamkeit zu. Er verbesserte nicht nur die 
Lage der Bauern, indem er sie gegen die Willkür der Gutsherren 
und Beamten schützte und die Frontage aufZdrei in der Woche 
beschränkte, sondern suchte auch den Bauernstand durch den sog. 
„Bauernschutz" in seinem früheren Umfange zu erhalten. Der 
König verbot nämlich, Bauernland zum Gutslande zu schlagen, und 
befahl, alle wüstgewordenen Höfe wieder mit Bauern zu besetzen. 
Für zahlungsunfähige Bauern mußte der Gutsherr die Steuern 
aufbringen. 
Die Domänenbauern erhielten durch Friedrich die Erblichkeit 
ihres Besitzes. Sein Versuch, die Leibeigenschaft der Bauern 
abzuschaffen, scheiterte jedoch wie einst uuter seinem Vater (S. 272), 
da sowohl der Adel als auch die Bauern gegen diese Neuerung 
waren. Wenn die Bauern ihr Ackerland als freies Besitztum erhalten 
sollten, so mußten die Gutsherren entschädigt werden. Hierzu fehlten 
dem Könige die Mittel. Die Bauern selbst befürchteten, bei Miß- 
ernten ohne Hilfe der Gutsherren nicht bestehen zu können. 
cc. Die «rüaüuag von „£andfchaften". Der besonderen Fürsorge 
des Königs erfreute sich der Adel, der iu den Feldzügen große 
Opfer gebracht hatte und vielfach sehr verschuldet war. Friedrich 
gründete Kreditanstalten, die Landschaften (zuerst die „Schleiche 
Landschaft"), durch die viele Adelsfamilien vom Untergange gerettet 
wurden. Sämtliche Rittergutsbesitzer vereinigten sich zu einer Dar« 
lehnslasse und leisteten für diese mit ihren Gütern Bürgschaft. 
Die Güter wurden abgeschätzt und bis zur Hälfte ihres Wertes von 
der „Landschaft" beliehen. Diese gab Schuldverschreibungen aus. 
die „Pfandbriefe" genannt und im Verkehr wie Wertpapiere 
behandelt wurden. Die Pfandbriefe wurden gern gekauft; denn sie 
Friedrichs des Großen Sorge für seine Untertanen. Grünhagen, 
Schlesien unter Friedrich d. Gr.: Gründung der Schleichen Landschaft. 
Atzler, Qu. u. L. II. Nr. 61 u. 63. — Freundgen, Geschichtliche 
Bilder und Vorträge: Friedrichs d. Gr. Ansichten über das Kömgtum.
	        
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