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So weit ging ihm alles nach Wunsch; jetzt aber ver¬ 
wickelten ihn seine Ansprüche auf das leidige Italien und 
sein Verlangen nach der Kaiserkrone in unabsehbare Hän¬ 
del mit den Päbsten, die sein ganzes Lebeu verbitterten. 
Es saß damals auf dem päbstlichen Thron Johann XXII., 
der Sohn eines französischen Schuhflickers. Er war nur 
klein von Person, sonst aber voll von Verstand und Kraft, 
und dabei ein eingefleischter Satan, wie Gregor VII. 
Seinen Sitz aber hatte er nicht zu Rom, sondern zu 
Avignon in Frankreich. Er wollte weder Friedrich 
von Oesterreich noch Ludwig von Baicrn als 
Könige von Teutschland anerkennen, sondern suchte, den 
König von Frankreich auf den teutschen und italienischen 
Thron zu heben, und den Walter Visconti, einen 
mächtigen Anhänger der kaiserlichen Partei zu Mailand, 
mit Gewalt der Waffen zu vertreiben. Daß Ludwig 
diesem Visconti einen Haufen von 800 Reitern zur 
Unterstützung gegen das päbstliche Belageruugsheer zu- 
sandte, rechnete ihm Johann als eine unverzeih¬ 
liche Sünde gegen den heiligen Stuhl an, machte ihm 
ohne weiteres den Proceß, und gebot ihm, sich der Reichs- 
verwaltung zu enthalten, bis er sich würde vor seinem 
Richtcrstuhl verantwortet haben. Ludwig antwortete 
mit Verachtung auf diese Vorladung, und nun wrwde der 
Bannfluch über ihn ausgesprochen, das Reich ihm aber¬ 
kannt, und das teutsche Volk von dem Eid der Treue 
entbunden, den es ihm geschworen hatte. 
Dem König Ludwig war jetzt, da er von den 
Banustrahlen getroffen war, gar nicht mehr wohl zn 
Muthe, denn er hatte Feinde, und sah, daß sich eiue 
Menge finsterer Köpfe, von den Geistlichen verführt, auf 
die Seite des Pabstcs neigten. Er wollte sich daher 
erst Ruhe in den Innern des Reichs verschaffen und sich 
mit seinem Gegenkönig Friedrich von Oesterreich
	        
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