Joseph l.
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fürst von Baiern die Niederlande versprochen, wenn er fiepte, Aum
Unglück mußte eben deshalb wieder Deutschland hauptsächlich der
Schauplatz des Krieges werden, welcher ihm eigentlich ganz fremd
war, und Spanien, um welches er geführt wurde, litt viel weniger
dadurch. Zwar begaben sich die beiden Bewerber, der Erzherzog
Karl und Philipp von Anjou, selbst dahin und kriegten mit einander,
aber die Hauptschlachten sind doch in Deutschland, Italien und den
Niederlanden gehalten.
Ein großes Glück für den Kaiser war es, daß er und seine
Bundesgenossen zwei Feldherren hatten, welche alle andere ihrer Zeit
übertrafen, den Prinzen Eugen von Savoyen, Feldmarschall des
Kaisers und treuen Anhänger des östreichischen Hauses, und den
Engländer Marlborough. Eugen war ein kleiner magerer Mann,
dessen großer Geist nur in dem Feuer seiner durchdringenden Augen
zu erkennen war; aber sowohl im Rathe, wenn mit kluger Berech¬
nung ein Anschlag entworfen werden sollte, als im Getümmel der
Schlacht, wo vielleicht Alles an einem augenblicklichen Entschlüsse
hing, war sein Geist Allen überlegen. Dabei war er bescheiden,
wahrhaft und treu und konnte das Muster eines vollendeten Mannes
heißen. Marlborough war gleich groß als Feldherr in der Schlacht,
ein geborner Kriegsheld, groß, schön und. Achtung gebietend; aber
es fehlte ihm die einfache menschliche Würde, die Eugen besaß; er
war herrschsüchtig und wurde des Geizes beschuldigt. — Diese bei¬
den Männer haben den Stolz des Königs Ludwigs auf das Em¬
pfindlichste gedemüthigt.
Eugen eroberte sogleich im ersten Jahre des Krieges einen gro¬
ßen Theil von Oberitalien. Dann vereinigte er sich mit Marlbo¬
rough, der aus den Niederlanden herbeikam, um die Franzosen und
Baiern zu bekämpfen, die sich vereinigt und schon einen vergeblichen
Versuch gemacht hatten, das treue Tyroler Land dem Kaiser zu ent¬
reißen. ^ Die beiden Feldherrn trafen den Marschall Tallard bei
Höchstadt in Baiern zu einer sehr blutigen Schlacht. Die Baiern
und Franzosen fochten sehr tapfer, aber die beiden Helden lenkten
die Schlacht so klug, daß ihnen endlich ein vollkommener Sieg zu
Theil wurde. 20,000 Feinde bedeckten das Schlachtfeld, 15,000
wurden mit dem Marschall Tallard gefangen, und Kanonen, Fahnen,
Wagen, Zelte und andere große Beute fielen in die Hände der Sie¬
ger. Der Churfürst^ von Baiern mußte sein eigenes Land verlassen
und den Franzosen über den Rhein folgen.
Im folgenden Jahre starb der Kaiser Leopold, nachdem er noch
die Freude gehabt hatte, seinen Erbfeind gedemüthigt zu sehen. Sein
ältester Sohn
76. Joseph!. (1703— 171!.)
folgte ihm und setzte den Krieg für seinen Bruder Karl mit gleichem
Eifer fort. Das Glück blieb seiner Sache auch noch immer getreu.
Prinz Eugen schlug im Jahre 1706 die Franzosen in einer großen