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I. Zeitr. Von 113 vor Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb.
rige Armuth Unterdrückung entstände, hatten sie eine besondere Ein¬
richtung ausgesonnen. Keine Familie hatte ihr festes Eigenthum,
sondern eine jede erhielt von den Vorstehern ein Stück Land ange¬
wiesen, das sie in diesem Jahre bebauete und im nächsten einer-
andern Familie abgab. So war jedes Geschlecht eigentlich in bestän¬
diger Wanderung, konnte sich keine prächtigen Häuser bauen, keinen
Reichthum häufen und dadurch Macht erwerben, sondern Alle waren
gleich reich und gleich arm. Es konnte kein Eigennutz unter ihnen
einreißen, welcher der größte Feind alles Gemeinsinnes ist; der Ein¬
zelne mußte sich selbst vergessen und sein größtes Glück in der Frei¬
heit und Ehre des Bundes suchen; und dieser Geist machte den
suevischen Bund in der ältesten Zeit zu dem mächtigsten in ganz
Deutschland. „Die unsterblichen Götter selbst könnten es mit den
Sueven nicht aufnehmen," — so sprachen die Usipeter und Törich¬
terer, zwei westphalische Völkerschaften, die von dem Sueven ver¬
drängt waren, einst zu den Römern.
5. Ariovist und Casar. 58 vor Chr. Geb.
Bei diesen Sueven war um das Jahr 70 vor Chr. Geb. ein
mächtiger und berühmter Herzog, Ariovist, der zwischen der Donau
und dem Neckar im jetzigen Schwaben wohnte. Besonders hatte er
ein großes Waffengefolge um sich versammelt, womit er schon in
manchem Streite den Ausschlag gegeben hatte. Sein Ruf hatte sich
auch nach Gallien oder dem jetzigen Frankreich verbreitet, und ein
dortiges Volk, die Sequaner, riefen ihn daher gegen ihre Feinde, die
Aeduer, zu Hülfe. Er ließ sich nicht lange einladen, ging über den
Rhein, verschaffte den Sequanern auf der Stelle den Sieg, aber
anstatt nun wieder nach Hause zurückzukehren, blieb er da, und be¬
hielt das beste Stück Landes als seine Eroberung. Da der Ruf des
schönen Landes nach Deutschland kam, sammelten sich immer mehrere
Sueven zu ihm und bald hatte er mehr als 100,000 streitbare Leute
um sich. Den Galliern gefiel das übel; sie versuchten, die Gäste
durch Gewalt der Waffen zu vertreiben; aber Ariovist schlug sie aufs
Haupt und behielt das Land.
Nach einiger Zeit kam von der andern Seite, über die Alpen
her, ein anderer Kriegsmann angezogen, der noch größere Plane im
Sinne hatte; das war der römische Feldherr Julius Cäsar. Die¬
sem Manne war von Jugend auf der Sinn auf großen Ruhm und
außerordentliche Kriegsthaten gerichtet gewesen; er suchte Gefahren,
um sich einen Namen zu machen, und sich ein ganz ergebenes und ge¬
horsames Kriegsheer zu bilden. Denn in einem langen Kriege, weit
von Italien, konnte er die Soldaten ganz an sich gewöhnen, daß sie
ihm allein anhingen und ihn am Ende wohl gar zum Herrn des
römischen Reichs machten. Zu einem solchen Kriege schien ihm das
Land Gallien recht geeignet. Dasselbe war unter viele einzelne Völ¬
kerschaften vertheilt, die bald Freund bald Feind unter einander wa¬
ren, und von ihrer alten Tapferkeit schon viel verloren hatten. Plötz-