Full text: Kurze Darstellung der deutschen Geschichte

Erster Zeitraum. 
Die ältere Geschichte bis auf Karl den Großen, 
von 113 vor Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. 
1. Die Cimbern und Teutonen. 
c\$n dern schönen Lande Italien, welches von uns nach Mittag zu 
liegt, wohnte vor alten Zeiten das berühmte und mächtige Volk der 
Römer. Von ganz kleinem Ursprünge waren sie ausgegangen; ihr 
erstes Gebiet um die Stadt Rom war nicht größer, als was eine 
ganz mäßige Stadt jetzt an Aeckern und Feldern besitzt. Aber in die¬ 
sem Volke war vom Anfang an ein gewaltiger Ehrgeiz, Lust am Kriege, 
und ein harter Sinn, der sich durch kein Mitleiden vom Verfolgen 
blutiger Eroberungen abbringen ließ. Jeder römische Bürger war 
Soldat, und es fand sich immer eine Anzahl tapferer Anführer in 
Rom, zu denen die Krieger ein unbedingtes Zutrauen hatten; dazu 
war strenge Kriegszucht und Ordnung im Heere; dieses zusammen 
brachte ihnen fast immer den Sieg. Weil ihr Bestreben sich stets 
gleich blieb, und sie immer ein und dasselbe Ziel im Auge behielten, 
so ging ihnen kein günstiger Augenblick verloren; sobald einer ihrer 
Nachbarn nicht scharf auf seiner Hut war, so waren die Römer auch 
schon darauf bedacht, ihn zu unterjochen. Mißlang es einmal, so 
versuchten sie es zum zweiten Male; gelang es noch nicht, so war¬ 
teten sie auf eine gute Gelegenheit, um ihn zum dritten Male anzu¬ 
greifen; und endlich mußte er erliegen. 
So war es geschehen, daß die Römer erst die benachbarten klei¬ 
nen Völker in Mittel-Italien bezwangen, dann immer weiter, bald 
nach Süden, bald nach Norden, vorrückten, und bis zum Jahre 220 
vor Christi Geburt, also etwas über 500 Jahre, nachdem ihre Stadt 
erbaut und ihr Name zuerst genannt war, schon ganz Italien unter 
ihrer Herrschaft hatten. Da hatten sie nun von drei Seiten das 
Meer, und in Norden das große Alpengebirge vor sich, welches wie 
eine Mauer zwischen ihnen und den Völkern in der Schweiz, im 
jetzigen Frankreich und Deutschland, da lag. 
Man hätte denken sollen, sie würden nun zufrieden seyn, ruhig 
in ihrem schönen Lande leben, und sich dessen erfreuen; aber weder 
das Meer noch die Eis- und Schneeberge konnten ihnen eine Gränze 
setzen. Sie erbauten sich Kriegsschiffe und fuhren mit den Waffen 
in der Hand über das Meer; und über die Alpen bahnten sie sich
	        
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