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des Jahres 814, ergriff ihn ein Fieber, welches sich in den letzten
Jahren oft eingestellt hatte, heftiger als zuvor. Da ließ er den
Bischof Hildbold, seinen Vertrauten, rufen und empfing aus seiner
Hand die - hl. Sterbe¬
sakramente. Am Morgen
des folgenden Tages
— es war der 28.
Januar — fühlte er
die Annäherung seines
Todes. Mit letzter Kraft
hob er die rechte Hand
auf, drückte auf Brust
und Stirn das Zeichen
des hl. Kreuzes, legte
dann seine Hände ge¬
faltet über die Brust
zusammen und sprach
mit geschlossnen Augen
und leiser Stimme:
„Vater, in deine Hände
befehle ich meinen Geist!"
So entschlief der
große Mann, im 72.
Jahre seines Lebens,
nach einer 46jährigen
glorreichen Regierung.
Merkwürdig, wie er
gelebt hatte, wurde er
auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert,
ein goldnes Evangelienbuch: auf den Knieen, ein Stück des hl.
Kreuzes auf dem Haupte, die goldne Pilgertasche um die Hüfte,
wurde er, sitzend auf einem goldnen Stuhle, in die Gruft des
Münsters zu Aachen hinabgelassen. Nach seinem Tode aber lebte
der Name des Großen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes
fort, und Jahrhunderte lang wurde alles Große und Schöne an
seinen Namen geknüpft.
226. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.
(Karl Gerok.)
1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren,
da prüft’ er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren,
ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr;
zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her.