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Oie Äündkluth.
Äls Adam und Eva aus dem Paradiese vertrieben waren, mußten sie
mit dem Schweiß ihrer Hände sich ihr Brod verdienen. Ihre zwei er¬
sten Söhne, Kain, der ältere, ein Ackersmann, und Abel, der jüngere,
ein Schäfer, gaben das erste Schauspiel des Mordes; Kain, neidisch
aus die Gnade, mit welcher das Opfer seines Bruders von Gott ange-
seben wurde, erschlug den Abel. Von einem dritten Sohne des ersten
Menschenpaares, mit Namen Seth, stammt Noah, unter dem eine große
Fluth das Menschengeschlecht fast ganz vertilgte. Als seit dem Schö¬
pfungsjahre 3984 mcbr denn 1990 Jahre von den langlebenden Urvätern
oder Patriarchen der Menschheit durchlebt worden waren, da begannen
die Kinder Gottes sich zu den schönen Töchtern der Menschen zu ge¬
sellen, und Kinder mit ihnen zu zeugen, die Gewaltige in der Welt und
berühmte Leute wurden. Gott aber sah, daß der Menschen Bosheit
groß war, und alles Dichten und Trachten ihres Herzens böse; darum
beschloß er sie mit allen Geschöpfen zu vertilgen, denn es reute ihn, daß
er sie gemacht hatte. Nur Noah, Sohn Lamechs, fand Gnade vor
Gott. Ihm verkündigte er selbst, daß er das böse Geschlecht vertilgen
wolle von der Erde; Noah aber solle sich einen Kasten von Tannenholz,
300 Ellen lang, 50 breit, 50 hoch, mit Abtheilungen, und wohl verpicht
machen, oben in die Decke ein Fenster, in die Seite eine Thüre setzen;
und in diesen solle Noah mit seiner ganzen Familie, und je sieben Paar
von alten reinen Thieren, je einem Paar von allen unreinen Thieren,
sich begeben. Noah that wie ihm der Herr geboten, und als er den
Kasten (die Arche) gebaut, ging er zur bestimmten Mt mit den Sei-
nigen und den Thieren in den Kasten, An demselben Tage aber bra¬
chen alle Brunnen der großen Tiefe auf, und thaten sich auf alle Pfor¬
ten des Himmels, und ein Regen kam vierzig Tage und vierzig Nächte.
Da wuchsen die Wasser, und bedeckten die höchsten Berge unter dem
Himmel, fünfzehn Ellen hoch, so daß alles, was einen lebendigen Odem
im Trocknen batte, starb. Noah aber in seinem Kasten fuhr auf dem
Gewässer dabin. Als nun das Gewässer hundert und fünfzig Tage ge¬
dauert hatte, da gedachte Gott an Noah und alles Vieh, das bei ihm
im Kasten war, ließ einen Wind auf die Erde kommen, die Brunnen
der Tiefe sammt den Fenstern des Himmels wurden verstopfet, dem Re¬
gen wurde gcwchret, und das Wasser verlief sich altmählig Noah's