picht einmal zur Wahlstadt eingelassen und mußten sich
mit Grimm in dem Herzen wieder entfernen. Dafür
wurde gleich nach ihrer Zurückkunft Ferdinand zu
Prag des Königreichs Böhmen ohne Weiteres entsetzt.
— An seine Stelle wählte man den Kurfürsten Fried¬
rich von der Pfalz, sowohl wegen seines persönlichen
Charakters, als, wegen seiner Verbindungen mit Eng¬
land und den protestantischen Fürsten. Er war näm¬
lich das Haupt der evangelischen Union und ein Schwie¬
gersohn des Königs von England Jacob I., von dem
man sich Unterstützung an Geld und Mannschaft ver¬
sprach. Lange blieb Friedrich unschlüssig, ob er die
gefährliche Ehre annehmcn sollte. Alle Kurfürsten, auch
der Herzog Maximilian von Baiern und seine eigene
Mutter, widerriethen es ihm; allein die Eingebungen sei¬
ner stolzen und ehrsüchtigen Gemahlin siegten über alle
andern Rücksichten. Oesters sprach sie: „Ich will lieber
Brod an einer königlichen Tafel essen, als im Ucber-
flusse an einem kurfürstlichen Tische schwelgen." Nicht
selten sagte sie auch mit Bitterkeit: „Wenn du kein Be¬
denken fandest, um eine Königstochter zu freien, warum
hast du nicht auch Muth, eine Krone anzunehmen, die
man dir entgegen bringt?" Friedrichs Beichtvater,
und eine Menge unverständiger Hofschrauzen, stimmten
ihr Lkt-.^und so ließ er sich denn bereden, das bedenk-
liche Ja auszusprechen, und die Ruhe und das Glück
seines Lebens für eine Flitterkrone hinzugeben. Am
25. October 1619 wurde er zu Prag mit beispiellosem
Pomp gekrönt. Ihm huldigten zugleich Schlesien nnd
Mähren. Allein schon im Jahr darauf war das neue
Königreich wieder verloren und er besaß sein Kurfür¬
stenthum nicht mehr.
Daß bald eine blutige Fehde zwischen ihm und Kai¬
ser Ferdinand entstehen würde, war voraus zu sehen.