Hanns Sachs, dessen -ich schon im vorigen Zeiträume
gedacht habe, zeichnete sich noch ein anderer origineller
Schriftsteller aus, der zu gleicher Zeit lebte, nämlich:
Johann Fischart, Stadtschreiber und Syndikus zu
Frankfurt am Main, wo er 1511 geboren wurde, und
1581 starb. Dieser Fi schart war der lustigste Kopf
seiner Zeit, ein Lacher von ausgelassener Laune, reich
an drolligen oft schmutzigen Spassen, wie sie bei den
Trinkgelagen unserer Aelterväter vorkamen. Er wußte
die rohe, teutsche Sprache in allerlei Formen zu gießen,
und Ausdrücke, Wortverbindungen und Phrasen zu fin¬
den, wie sie nur der zügelloseste Witz ersinnen konnte.
So bereicherte er die Sprache auf mancherlei Art; zur
Verfeinerung des derben Geschmacks seiner Zeit trug er
aber wenig bei. Als Probe seiner Manier und der
Stufe von Bildung, auf dem er und seine Zeitgenossen
standen, will ich nur einen Theil des Titels seiner Ue-
bersetzung von einem bekannten Roman des Franzosen
Rabelais anführen: „Affentheuerliche Gescbichtsklitte-
rung, von Thaten und Rechten vom kurzen langen wei¬
ten vollem beschraiten Helden und Herren Grandpusiier,
Gorgantua und Pantagruel rc. rc. Großfürsten in Ru¬
bel, Ribel, Nebelland rc. rc. Etwa» von M. Franz Ra¬
belais französisch entworfen. Nun aber vberschrecklich
lustig in einen Teutschen Model vergossen, vnd vnge-
fehrlich obenhin, wie man einen Grindigen lauset, in
vnser Mutter-Lallen vber oder drunter gesetzt. Auch zu
diesem Truck wieder auf den Ampoß gebracht vnd dermas¬
sen Pantagruelisch verposselt, verschmidt vnd verdangelt,
daß nichts ohn ein Eisen Nisi dran mangelt: Durch Huld¬
reich Elloposcleron " (1552).
Viel mehr als Fischart, machte sich um die teut¬
sche Sprache und Dichtkunst Martin Opitz, ein Schle¬
sier, verdient. Er war 1397 zu Bunzlau geboren, wurde