gab seinem Geiste einen höheren kühneren Schwung. 
Seine geistvollen Vorträge auf der Kanzel und in dem 
Hörsale, verbreiteren seinen Ruhm in ganz Teutscbland 
und machten' ihn als einen der achtungswürdigsten Be¬ 
förderer der Aufklärung bekannt. Ermuntert durch den 
allgemeinen Beifall, regte sich jetzt sein Selbstgefühl und 
er wurde aus dem ehemaligen blöden, schwermüthigen, 
hypochondrischen Manne, der er ehemals war, der heiterste 
offenste, angenehmste Gesellschafter, der seinen Umgang 
durck Witz, Munterkeit und die lustigsten Einfälle würzte. 
Während Luther mit so viel Beifall zu Wittenberg 
predigte und lehrte, durchzog ein leipziger Dominicaner¬ 
mönch, Johann Tezel, unter großem Zulauf des Vol¬ 
kes, das Land von Ort zu Ort, und verkaufte, im Na¬ 
men deo PabsteS, um baares Geld Vergebung der Sün¬ 
den. Für ein paar Groschen befreiete er Seelen aus 
dem Fegfeu r, und um den billigsten Preis verhandelte 
er an Bösewichte den Himmel. Er führte mit sich zwei 
große Kisten herum, in der einen befanden sich päbstliche 
Ablaßbriefe für alle erdenkliche Sünden, von denen jede 
ihre besondere Tare hatte, und in der andern waren 
die Thaler, die er damit gewonnen hatte, und die er an 
Alb recht von Brandenburg, Kursivsten und Erz» 
bischoff von Mainz und Magdeburg, verrechnen mußte, 
denn dieser war des Pabstes Gencralpächter für den 
Ablaß. Er bekam die Hälfte von dem ganzen Ertrag, 
der ungeheure Summen betragen mußte, denn aus der 
einzigen Stadt Freiberg wurden zwei tausend Gulden 
weggeschleppt. Reiche Sünder fanden ein solches Mittel, 
sich mit dem Himmel abzufinden, und dem Fegfeuer und 
den ewigen Strafen auszuweichen, ungemein bequem. 
Auch Arme wollten lieber hier einen Tag fasten als dort 
ewig brennen; und so erklärt sich leicht der außerordent¬ 
liche Zulauf, den die Ablaßkrämer fanden.
	        
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