So wie das Geld im Kasten klingt. 
Die Seele aus dem Fegfeur springt. 
Kommt also alle herbei, ihr die ilu mühselig und 
beladen seyd, ihr denen an der Erlösung eines verstor¬ 
benen Vaters, Bruders, Kindes, einer-Frau oder ei¬ 
nes Ehegatten gelegen ist; für vier Groschen will ich 
euch erquicken, will ich euch eure Lieben aus dem Fege¬ 
feuer in den Himmel einführen. Könnt ihr euer Geld 
seliger anwenden? — So bethörte er das leichtgläubige 
Volk. Mancher arme Mensch, selbst Wittwcn und Wol¬ 
lenspinnerinnen gaben ihren letzten Heller für einen Ab¬ 
laßzettel hin. Tezel hatte auch Milch- und Butter¬ 
briefe feil; wer einen lösete, dem war erlaubt, in der 
Fastenzeit Milch und Butter zu speisen. 
Mit seinem Ablaßkram fand sich Tezel auch in 
dem Octobermonath 1517 zu Iütcrbock ein. Eine Menge 
Menschen zogen ihm auch aus der Stadt Wittenberg nach 
und kauften sich Ablaßbriefe. Mit einem solchen Papier 
in der Tasche, erlaubten sie sich die gröbsten Laster; und 
kamen sie in den Beichtstuhl, so verbaten sie sich alle 
Buße, da ihnen ihre Sünden schon erlassen seien. Dar¬ 
über ergrimmte Luther, und donnerte in einer Predigt 
wider Tezels Ablaßkram; auch schlug er an das Thor 
der Schloßkirche von Wittenberg 95 Sätze wider diesen 
Handel an, die er sich gegen jedermann zu vertheidigen 
erbot. Dieß geschah am Listen Oktober 1517 und von 
diesem Tag an rechnet man den Anfang der Reforma¬ 
tion. — In wertiger als vierzehn Tagen verbreiteten 
sich Luthers Streitsätze in ganz Teutschland. Jeder¬ 
mann wunderte sich über seine Kühnheit, aber niemand 
wagte cs, laut seinen Beifall zu äußern, doch auch nicht 
sie mündlich zu widerlegen. Nur Tezel, den Luthers 
Angriff verdroß, trat mit Gegcnsprüchen oder Gegensä¬ 
tzen auf, die er zu Frankfurt au der Oder vertheidigen
	        
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