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Klopstock, Lessing, Rammler,Spalding,Gleim,
Garne, Göthe, Engel zum Theil unter seinen Au¬
gen darauf gewirkt hatten. Er dachte sich die Teutschen
iroeb als kalbe Barbaren, ebne Sinn für die schönen
Redekünste, zu der sich, seiner Meinung nach, ihre harte
holperige Sprache gar nicht schickte *). Sein Umgang
mir französischen Belletristen, die sich eben so wenig
Mühe gaben als er selbst, den Werth der teutschen
Sprache und teutschcr Schriftsteller näher kennen zu ler¬
nen, war ganz natürlich nicht geeignet, ihn auf andere
Gedanken zu bringen^
Auch als König fuhr Friedrich fort, sich mit
schriftstellerischen Arbeiten in französischer Sprache zu be¬
schäftigen. Die Geschichte seiner Zeit von ihm
selbst beschrieben, auch seine Denkwürdigkeiten und
andere historische Werke werden unsterblich bleiben, wie
die Schriften eines Cäsars und Unophons. —
Man tadelt an Friedrich seinen Mangel an Religion;
ewig aber wird die Welt seine Duldung und Menschen¬
liebe segnen.
2m Jahre 1736 fanden sich bei ihm Anzeigen der
Wassersucht. Er bekam geschwollene Beine und einen
mit Röcheln verbundenen Husten. Gleichwohl blieb er
*) Er glaubte vielleicht die teutschen Schriftsteller schrieben
noch wie er selbst bis an seinen Tod zu schreiben pflegte.
Hier ist ein Muster seines Styls und seiner Sprache und
Orthographie aue den siebziger Jahren: „Die Dehrter
zu Schublen Seindt ganz gut ausgesuchet, Die schlech¬
ten Schuhlmeisters Seurdr Schneiders die Meisten, und
Muste Man Sehen ob man Sie nicht in kleinen Stetten
könte Schneidern lassen oder wie man Sie Sonsten Un>
terbringet damit die Schuhlen desto ehr im guhten Stande
kommen können, was eine Intereflante Sache istrc. So
schrieb Friedrich. Man sieht, daß er in der teutschen
Sprache »ichr mir seinem Zeitalter fortging.