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er das alles überlebt. Als nun der alte, unscheinbare Vogel unter den
Hammer kam, bot niemand darauf, und nachdem ihn der Ausrufer
rel oder viermal angeboten hatte und alles schwieg, setzte man den
Käfig mit dem Stare in eine Ecke beiseite, um andere Dinge aus—
zurusen. Auf einmal schallt es aus der Ecke: „Mar Josef! Vater
Max!“ — Alle Köpfe wendeten sich nun nach der Seite hin, woher
der Ruf kam. „Wer ist's? Wer ruft?“ fragten viele, und da einer,
der dem Käfige zunächst stand, sagte: „Es ist der Star, der weg—
gesetzt worden ist, — da riefen alle wie aus einem Munde: „Den
Slat, den Star her!“ So kam der unscheinbare Vogel mit einem
Male zu Ehren, weil es
eben jedem vorkam, als
habe die treue Liebe, die
ͤr selbst im Herzen hegte,
durch den Vogel eine
Stimme bekommen. Der
Star selbst aber, da alles
um ihn her so lebendig
wurde und alle Anwesen⸗
den ihn liebkoseten und
lobten, wurde nun auch
ganz munter und rief in
einem fort: „Max Josef!
Vater Max!“ nicht, wie
man zu sagen pflegt, als
ob er dafür bezahlt
pürde, sondern so recht aus vollem Herzen. Da wollte nun jeder den
beredt gewordenen Vogel haben, und die Gebote jagten und überstiegen
sich, so daß wohl nie ein Star so teuer bezahlt worden ist. Und
den welcher ihn endlich erhielt, meinte einen Sieg gewonnen zu haben
Und lrug ihn im Triumphe nach Hause, und die anderen beneideten
ihn. Das war denn auch eine Keichenfeier von eigentümlicher Art
und gewiß keine der schlechtesten. Jakohs
44. Der Zaunlönig.
1. Ein König bin ich vom Zaune, 3. Ich singe zu jeder Stunde,
weiß nichts von Leid und Weh, und Frohsinn ist mein Thron;
hab' immer gute Laune, geht einst mein Reich zu grunde,
frag' nichts nach Frost und Schnee. flieg ich vergnügt davon.
2. Mit keinem mag ich tauschen, 4. Drum bleib' ich König vom Zaune,
sing' lieber ein frohes Lied, begehre kein and'res Reich,
als frohen Liedern zu lauschen hab' immer gute Laune,
mit unzufried'nem Gemüt. bin König und Sänger zugleich.
Aug. Sturm.