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Apostel Paulus, der da sagt: Ein Bischoff soll eines
Weibes Mann seyn, zu verheirathen. Diese Vermah¬
lung machte großes Aufsehen, denn seit Gregor VII.
war die Priesterehe verboten. Der ehelusiige Pfarrer
wurde von seinem Erzbischoff sogleich darüber zur Ver¬
antwortung gezogen; allein er erschien nicht, und ver-
theidigte sich bloß in einer Schrift, die ihm Melanch-
thon, der Freund und Gehülfe Luthers, mit aller
Gründlichkeit aufgesetzt hatte. Nach diesem ersten Schritte
wurde von den Reformatoren förmlich festgesetzt, daß den
Geistlichen wieder, wie in den ersten Zeiten des Chri-
ftenthums, freistehen sollte, sich zu verheirathen.
Dieß geschah im Jahr 1522. Zwei Jahre darauf
machte Luther, nach einem langen Kampfe in seinem
Innern, selbst Gebrauch von dieser Freiheit, legte die
Mönchskutte ab, und vermählte sich mit einer ehemali¬
gen Nonne, Katharina von Bora, die er lieb ge¬
wonnen hatte, und mit welcher er lange recht vergnügt
und glücklich lebte.
Schon vorher hatte er die ganze katholische Liturgie,
das heißt die Einrichtung des öffentlichen Gottesdienstes,
die Gebrauche, Reden und Gebete abgeandert. Er, und
alle Diener der gelauterten Kirche, legten das Meßge¬
wand ab, und bestiegen jetzt die Kanzel in schwarzen
Kleidern. Schwarz war fortan auch ihr gewöhnlicher
Anzug, wie er es noch jetzt ist.
Eine Hauptbeschäftigung Luthers war die Ueber-
setzung der heiligen Schrift. Zuerst vollendete er das
neue Testament, das er schon auf der Wartburg ange¬
fangen hatte, und das jetzt von seinem Freunde Me-
lanchthon durchgesehen und verbessert wurde. Tann
ging er auch an die Bücher des alten Testaments, die
ihn sehr lange und mühsam bcschäfftigten. Erst nach
eilf Jahren konnte die.teutsche Bibel vollständig dem