315
und rettete nun ben Rest seiner Truppen nach Schlesien, um sich mit Bethlen Gabor
zu vereinigen. Allein dieser hatte schon Friebe mit bem Kaiser geschlossen unb
nöthigte baburch ben Grafen, seine Söldner zu entlassen und seine Person in Sicher¬
heit zu bringen. Auf dem Wege nach Venedig ereilte den tapferen Streiter der
Tod, in welchen ihm fein jüngerer Waffengefährte Christian von Braunschweig eben
vorangegangen war (1626).
Unterdessen hatte Tilly das Heer Christians IV. bei Lutter am BarenbergTMy stegreich
geschlagen. Auf die Nachricht von Tillys Sieg rückte Wallenstein in Eilmärschen deutschland.
herbei, überschwemmte Holstein und Jütland mit seinen räuberischen Scharen und
nöthigte Christian IV. auf sein Jnselreich sich zu beschränken. Die Herzoge von
Mecklenburg, Christians Bundesgenossen, kamen in die Reichsacht und mußten
ihr Land an Wallenstein abtreten, den der Kaiser damit belehnte und zum Admiral
des baltischen Meeres ernannte. Auch Pommern überschwemmten die Truppen des Gallenstein
Friedländers; die wohlbefestigte Stadt Stralsund*) widerstand allein, und Mnd-rt"
Wallenstein mußte nach bedeutenden Verlusten unverrichteter Sache wieder abziehen. P°"»iern.
Die Einmischung Schwedens in die Vertheidigung Stralsunds gab Veranlassung,
Christian IV. den günstigen Frieden von Lübeck zu gewähren (1629), worin er sein
Land zurückerhielt, ohne Kriegskosten zahlen zu müssen.
Kaiser Ferdinand stand jetzt auf dem Höhepunkt des Glückes und der Macht
und veröffentlichte 1629 das Restitutionsedikt, kraft dessen die Lutheraner alle
seit dem Passauer Vertrag wider den geistlichen Vorbehalt eingezogenen Stifter und
Klöster an die katholische Kirche zurückerstatten sollten, und der Religionsfriede nur
für die Lutheraner anerkannt wurde. Niemand widersetzte sich diesem Machtgebot;
nur Magdeburg weigerte sich und bot einer Belagerung durch Wallenstein glücklich
Trotz. Von allen Seiten liefen damals Klagen über die Bedrückungen, welche sich
die Scharen des Friedländers allenthalben erlaubten, ein. Raub, Mord und
Brand, Mishandlungen der Frauen und Kinder waren an der Tagesordnung.
Während die Krieger in Saus und Braus lebten, schmachteten die ausgesogenen
Bürger und Bauern im Elend. Auf dem Reichstag zu Regensburg (1630),
welchen Ferdinand einberufen hatte, um seinen Sohn zum römischen Könige wählen 28a®”btf”
zu lassen, verlangten die Stände Abhilfe, vor allem die Entlassung Wallen- entlassen,
steins und den Aufschub der Vollziehung des Restitutionsedikts.
Am entschiedensten trat Herzog Maximilian von Baiern auf, als vom
Friedländer die Rede war. Als Wallenstein seine Absetzung erfuhr, zog sich der
gefürchtete Feldherr auf seine Güter nach Böhmen zurück.
3. Der Schwedenkampf (1630—1635).
Ohne Schutz und Schirm stand die protestantische Kirche Deutsch- @ufta0
lands dem siegreichen Kaiser gegenüber, da erschien ihr
Adolph, König von Schweden, als Helfer und Retter. Schon lange ~ m e"
erfüllte ihn heiliger Eifer, seinen bedrängten Glaubensgenossen in Deutsch-
*) Wallenstein sprach zu dem Bürgermeister: „Ihr müßt kaiserliche Besatzung
entnehmen!" — „„Das thun wir nicht!"" lautete die Antwort. — „Dann müßt
ihr Geld schassen!" — „„Das haben wir nicht."" — „Dann will ich euch züchtigen,
ihr Ochsen!" — „„Das sind wir nicht."" — „Ich muß Stralsund haben, und wenn
eS mit Ketten an den Himmel gebunden wäre 1"