welche die Schicksale der Menschen in den Gestirnen lc-
sen lehrt. Mit der Goldmacherkunst vergeudete er sein
Gold, anstatt seine Schätze zu vergrößern; und mit der
Sterndeuterei verlor er schändlich die Zeit, die er den
Regierungsgeschästen hätte widmen sollen, und füllre da¬
bei seinen Kopf, mit tausend abergläubischen und thörich-
ten Ipeen. Sehr viele Zeit verschwendete er auch mit
seinen Pferden und Kunstwerken. Seine Gemählde,
Bildsäulen, Gemmen (geschnittene Steine aus dem
Alterthum), kosteten ihm unglaubliche Summen; noch
mehr aber seine Pferde. Stundenlang konnte er still¬
schweigend in seinen Pferdeställen spazieren gehen, und
seine Augen an dem Anblick der edlen Thiere weiden.
Öfters wurde daher der Stall zugleich sein Audienzsaal.
Wer etwas bei ihm zu suchen hatte, der konnte ihn am
sichersten bei seinen Pferden antreffen. In dem Kabi¬
nette waren indessen seine Räche und die Geistlichkeit ge¬
schäftig und arbeiteten immer thatiger an der Vertil¬
gung der Protestanten.
In den Niederlanden ereignete sich während dem
ein warnendes Ereigniß, das einem andern als Ru¬
dolph wohl hätte die Augen öffnen können über die
Folgen harter Religionsbedrückungen. Sieben niederlän¬
dische Provinzen nämlich, die von seinem Vetter, dem
spanischen König Philipp (Sohn Karls V.), ihres
Glaubens wegen schwer bedrängt wurden, empörten sich
gegen ihren Unterdrücker und schüttelten mit muthiger
Hand sein Joch ab. Diese Warnung aber ging für Ru¬
dolphen und seine Gehülfen verloren. Anstatt sich un-
partheiischcr Gerechtigkeit zu befleißigen, wie Kaiser Ma¬
ximilian II., nahmen sie im Gcgentheil bei jeder Ge¬
legenheit die Partei der Katholiken gegen die Lutheraner,
und suchten diese einzeln zu zerdrücken.
Es trat jetzt ein sehr merkwürdiger Rechtsfall ein,