Vollstreckung der Acht aufgetragen war, eroberte die
Stadt und behielt sie als Eigenthum. — Anstatt die
Rechtssachen der Protestanten gegen die Katboliken un-
partheiisch von dem Reichokammergerichte entscheiden zu
lassen, wo die Halste der Beisitzer evangelisch war, zog
sie der Kaiser meistens vor seinen Reichshofrath, der
ganz katholisch war. Eben dieser hatte auch die Achts¬
erklärung gegen Donauwörth ausgesprochen.
Aus diesen und noch mehr andern Beispielen, die
ich anführen könnte, konnten die Protestanten deutlich
genug abnehmen, daß es auf ihre allmächtige gänzliche
Unterdrückung abgesehen war. Sie waren daher ent¬
schlossen, den Land - und Religionsfrieden mit vereinten
Kräften zu behaupten. Als sie ans dem Reichstage zu
Augsburg 1603 die feierliche Bestätigung des Rcligions-
friedens verlangten, wurde sie ihnen von dem Erzherzog
Ferdinand von Oesterrich Steyermark, der im Na¬
men des Kaisers den Vorsitz führte, rund abgeschlagen.
Bei der Erbitterung, die das erregte, sah nun der fried¬
liche Bürger mit Unruhe dem nahen Ansbruch eines
neuen schrecklichen Rcligionskrieges entgegen.
Die Unzufriedenheit mit Rndolps Regierung stieg
indessen immer höher, und zwar nicht nur bei den Pro¬
testanten im Reiche, sondern auch bei den Katholiken in
Oesterreich, Ungarn und Böhmen. Ungarn wurde von
den Türken geängstigt und von des Kaisers eigenen
Truppen ausgeplündert. Er selbst ließ sich auch nicht
ein einzigesmal da sehen. So entstand endlich durch die
frechen Räubereien, die täglich von den Soldaten began¬
gen wurden, und die stumpfe Gleichgültigkeit, womit
Rudolph die Beschwerden der ungarischen Abgeordne¬
ten anhörte, ein förmlicher Aufruhr. Hierzu kam noch
ein anderer Umstand. Kaiser Rudolph hatte nämlich
keine Kinder. Matthias, sein ältester Bruder, war