Contents: Lesebuch für Volksschulen

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Das östliche Hochland, welches viel einförmiger ist, als das westliche, 
wird von den Flüssen Arnon und Jabok durchflossen. Im südlichen Theile 
befindet sich das Gebirge PiSga mit dem Berge Nebo (Moses Tod). Noch 
südlicher lag das Gefilde und Hochland Moab (Bileam). 
Zwischen diesen beiden Hochländern befindet sich das öde und wüste Jor¬ 
danthal, welches nur unmittelbar am Ufer des Flusses üppig wuchernde 
Pflanzen und Gesträuche zeigt, die den wilden Thieren ein schützendes Obdach 
gewähren. Merkwürdig ist, daß das ganze Thal weit tiefer liegt, als das 
mittelländische Meer. Der Jordan entspringt auf der Südspitze des Anti-Liba- 
non und hat eine Länge von 45 Meilen, obwohl seine Quelle von seiner Mün¬ 
dung in's todte Meer nur 20 Meilen entfernt ist. Er macht aber auch gewaltig 
viele Krümmungen. Zuerst bildet er auf seinem Lause den See M er o m, weiter 
unten hin den See Genezareth oder das galiläische Meer, auch See von 
Liberias genannt. An den reizenden Ufern dieses Sees hielt sich der Herr 
gerne auf. Hier lagen die Städte Liberias, Bethsaida, Chorazin, 
Capernaum, in welchen der Herr so viele Thaten verrichtete. Nach dem 
Ausfluß aus diesem See bildet der Jordan auf seinem Laufe bis zum todten 
Meere eine große Zahl theils größerer, theils kleinerer Wasserfälle. 
Das in alter Zeit so herrliche und üppige Land, von dem es heißt: „es 
fließt Milch und Honig darin," war zur Zeit Josua's durch das Loos unter 
die zwölf Stämme Israels vertheilt. Nach Salomo zerfiel es in die Reiche 
Juda und Israel. Zur Zeit Christi unterschied man 4 Landschaften: Judäa, 
Samaria, Galiläa und Peräa (das Land jenseit des Jordans). In Ju¬ 
däa lag die Hauptstadt Jerusalem, ferner Bethlehem, Bethel, Em- 
m aus, Jaffa (Joppe), Jericho, Silo und die frühere Philisterstadt Gaza. 
Die bekanntesten Städte in Samaria waren Samaria und Sichem. Außer 
den schon genannten Städten am See Genezareth lagen in Galiläa noch Naza¬ 
reth, Cana, Nain u. a. Vom Oelberg aus genießt man eine schöne Aus¬ 
sicht auf die Stadt Jerusalem, welche zu Jesu Zeiten in ihrer größten 
Pracht und Herrlichkeit dastand und von 150.000, an hohen Festen bei dem 
ungeheuren Zuflüsse der Juden aus allen Ländern von 1,000,000 Menschen 
bewohnt war. 70 Jahre nach Chr. Geburt wurde Jerusalem von den Römern 
zerstört und 48 Jahre nachher von dem römischen Kaiser Hadrian wieder auf¬ 
gebaut. Eine vom Sultan Solimán 1535 erbaute Mauer umgiebt das jetzige 
Jerusalem mit seinen engen schmutzigen Straßen und seinen unregelmäßig ge¬ 
bauten Häusern. Die schöne und große Kirche des heil. Grabes besteht 
eigentlich aus drei, aber durch Ein Dach mit einander verbundenen Kirchen. 
Auf dem Berge Zion steht jetzt auch eine schöne evangelische Kirche, die 
Christuskirche. Die Stadt hat jetzt nur gegen 20,000 Einwohner, unter 
denen 5000 Christen und ungefähr 8000 Juden sich befinden. 
In ganz Palästina leben jetzt Juden, Araber, Griechen, Türken, 
Franken (so nennt man alle in der Türkei sich aufhaltenden Europäer) durch 
einander. 
Wenn das heilige Land hie und da noch seine frühere Fruchtbarkeit be¬ 
weist, so liegt doch der größte Theil desselben wüste und unangebaut; „das 
Land steht jämmerlich und verderbt;" es ist entheiligt von seinen Bewohnern. 
„Darum frißt der Fluch das Land." Es ist bei weitem nicht mehr das, was 
cs früher war; auf den Aeckern wachsen Dornen und Disteln. Die Trümmer 
der Städte sind Behausungen der Thiere des Feldes geworden, die Straßen 
sind wüst und übel zugerichtet, zum Fahren gar nicht geeignet; raubend und 
mordend ziehen die Beduinen umher und verheeren den mühsamen Anbau des 
Landmannes. Die üppigsten Felder sind Weideplätze geworden. Wie jetzt um 
des Volkes willen, das den Bund des Herrn nicht gehalten hat, der Fluch auf 
dem Lande liegt, so wird der Herr aber auch die Verheißung in Erfüllung 
gehen lassen. „Es sollen es seh'n alle, die durch das Land gehen und sagen: 
„Dies Land war verheeret, und jetzt ist es wie ein Lustgarten," und sollen er¬ 
fahren, daß ich der Herr bin, der da bauet, was zerrissen, und pflanzt, was 
verheeret war."
	        
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