Full text: Lehrbuch der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten

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Asien. 
holländischen, englischen, indischen (bei regnerischer Witterung eingeerntet, daher leicht und 
schlecht) und Goa-Pfeffer. 
Saffran, trockene Blüthennarben von Oroens savitns, aus Aegypten, Arabien, Per¬ 
sien, Süd-Europa; der englische ist der beste. Er dient als Gewürz und zum Färben. — 
Sago oder Sagu ist das Mark von der Palme Netroxzckon 8aZn aus Ost-Indien, dem 
südlichen China, Japan, besonders aus Java, Sumatra, Borneo, von den Molukken und 
Philippinen. Der weiße Sago ist sorgfältiger bereitet; der reinste, die Sagoblume, kommt 
aus Japan. Schöner Perlsago kommt von Singhapur. Amerikanischer Sago wird aus 
den Knollen von Convolvulus Batatas und deutscher aus Kartoffelmehl bereitet. 
Theestrauch (chinesisch Tscha), Thea Sinensis. Das ihm zunächst stehende Geschlecht 
ist Caniellia. Der Theestrauch wächst wild in China und Assam (am Brahmaputra), und 
man baut ihn, wahrscheinlich schon seit mehr als 15 Jahrhunderten, vom 24. bis 33° n. B.; 
in Japan, wohin ihn die Chinesen im 9. Jahrhundert n. Chr. gebracht haben, vom 30. bis 
35° und in Tonkin. Auch in Brasilien bei Rio Janeiro und auf St. Helena hat man 
ihn angepflanzt, aber dort fehlt ihm der Duft des chinesischen; besser ist es auf Ceylon 
und Java gelungen, von welcher letzteren Insel die Holländer schon mehr als 1 Million 
Pfunde gewinnen. Er gedeiht am besten an der Mittagsseite von Hügeln und in der 
Nähe der Flüsse und Bäche. Man pflanzt die Büsche in regelmäßigen Reihen, in Japan 
auch als Hecken. Man vermehrt ihn durch Samen und schneidet ihn zeitig ab, damit er 
sich verzweige. Vom dritten bis siebenten Jahre benutzt man seine Blätter, muß ihn aber 
dann umhauen. Auch düngt man den Boden in Japan mit Oelkuchen, trockenen Sardellen 
und Saft von Senfsamen. Man pflückt im Februar oder März die ganz jungen Schö߬ 
linge, welche nach dem Trocknen gepulvert werden und den Kaiserthee geben. Im April 
sammelt man ältere und junge Schößlinge, welche man sortirt; und im Mai oder Juni 
die gröbsten Blätter, welche aber auch noch sortirt werden. Nach dem Einsammeln trocknet 
man die Blätter auf einer eingemauerten eisernen Platte oder in einer eisernen Pfanne über 
dem Feuer, vier- bis sechsmal, jedoch ohne daß sie verbrennen. Ein Arbeiter wendet sie 
mit der Hand in der Pfanne um und rollt sie. Oder die Blätter werden in einem eiser¬ 
nen Siebe über kochendes Wasser gehalten, dessen Dämpfe die Blätter durchdringen, und 
dann erst werden sie auf die beschriebene Weise getrocknet. Durch diese verschiedene Be¬ 
reitungsart scheint der grüne und schwarze Thee zu entstehen. Die getrockneten Blätter 
werden in Kruken oder Bleikasten verpackt; oder mit Stengeln uud Ochsen- oder Schaaf- 
blut zusammengebacken zu dem sogenannten Backstein- oder Ziegelthee, welcher im nördlichen 
Asien, besonders als Handelsmünze, sehr verbreitet ist, auch den Soldaten als Löhnung ge¬ 
geben wird, und der, mit Mehl, Salz und Fett zusammengekocht, eine Speise gibt. Im 
südwestlichen China kommt der Thee auch in Kugeln vor. Fast aller zur See ausgeführter 
Thee wird von den chinesischen großen Kaufleuten, den sogenannten Hongkanfleuten, an die 
englischen Kaufleute in Cantón verkauft und von dort nach London, Hamburg oder New- 
Jork, ein Theil auch nach Indien geschafft. Zu Lande geht er nach Norden durch die 
Wüste Gobi, über Kjachta und durch Sibirien nach Rußland, durch Karawanen von Hun¬ 
derten von Kamelen, die damit beladen sind; oder nach Westen in die Bucharei, nach Tübet 
und Persien. In China trinkt Jedermann zu jeder Tageszeit Thee, ohne Milch und 
Zucker, und an allen Wegen und Orten finden sich Theehäuser. Die Kunst, den Thee zu 
bereiten und mit Anstand zu serviren, wird ausdrücklich gelehrt. Auch die nomadischen 
Völker im mittleren Asien machen das salzhaltige Steppenwasser genießbar, indem sie 
daraus Thee bereiten. In Europa kennt man den Thee, wahrscheinlich zuerst in Holland 
und Rußland, erst seit 200 Jahren. 1664 bekam der König von England 2 Pfund ge¬ 
schenkt. Jetzt trinkt man in Europa den meisten in England (säst 100mal so viel als in 
Preußen, 40 bis 50 Mill. Pfund verbraucht es), nächstdem in Holland (3 Mill. Pfund- 
und im Norden (Rußland 6^ Mill. Pfund). In Frankreich (350.000 Pfund) und Deutsch¬ 
land (Hamburg bezieht 2 Mill. Pfund) steigt der Verbrauch; aber in Süd-Europa genießt 
man ihn sehr wenig. Europa und seine Colonien verbrauchen jährlich etwa \ Million 
Centner, Nord-Amerika 20 Mill. Pfund, das ganze chinesische Reich oder Hinter-Asien aber 
wahrscheinlich gegen 4 Mill. Centner. Daraus läßt sich ermessen, eine wie große Menge 
von Menschen durch ihn ihre Beschäftigung finden müssen, und von wie großer Bedeutung 
dieses Produkt für China ist. Seine belebende und erfrischende Kraft ist unbestritten.
	        
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