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Europa.
scripten). Mailand ist das Entrepot für ganz Nord-Jtalien und hat große Fabriken für
Seide, Sammet, Band, Schleier, Jndienne, Spitzen, Glas, Goldschmiedewaaren rc., sowie
den größten Buchhandel Italiens, den wichtigsten Seidenmarkt Europas und wichtigen
Wechselhandel. Es ist die reichste Stadt Italiens. Nach Monza führt eine Eisenbahn,
2% M. lang; eine andere nach Venedig. — Monza, 15.600 E., unweit Mailand,
war einst die Residenz der lombardischen Könige. Es hat ein Sommerschloß des Königs.
Hier ist Italiens reichster botanischer Garten. Monza liefert Seide, Hüte und Shawls.
— Südlich Pavia, 28.700 E., am Tessin und einem nach Mailand führenden Kanäle,
ist dll besuchteste italienische Universität. Eine bedeckte Brücke mit 100 Granitsäulen
führt über den Tessin. Es liefert Käse und Seide. Nahe liegt die Certosa (Karthause),
die Grabstätte der mailändischen Herzöge, das geschmackvollste und reichste Gebäude Ita¬
liens. — Lodi, 19.600 E., a. d. Adda, ist rings umher von weiten, künstlichen Wiesen
umgeben und hält 30.000 Kühe. Daher fabricirt es ungeheure Mengen von Käse, die
von Parma aus als Parmesankäse ganz Italien versorgen. Auch die Seidespinnereien
sind ansehnlich. — Crem8na, 31.000 E., am Po. Der Dom hat einen der höchsten
Thürme Italiens (340 F. hoch). Leinen, Seide, Wachs rc. Violinen, Saiten rc. —
Várese, 10.900 E., am Fuß der Alpen, herrlich gelegen, mit Villen der Mailänder; es
liefert Seide. — Como, 11.600 E., am West-Arm des Comer-Sees herrlich gelegen.
Es hat einen prächtigen Dom und fabricirt Tuch, Seide und physikalische Instrumente.
— Am See liegen herrliche, berühmte Villen, wie die Pliniana, Melzi, Sommariva, jetzt
Carlotta genannt, reich an Kunstschätzen und mit herrlichen Gärten voll südlicher Pflan-
zen. — Lecco, 6300 E., am Ost-Arm des Comer-Sees. — Bergamo, 24.600 E.,
zwischen dem Jseo- und Lecco-See, zwischen schönen Hügeln, hat Seidenfabriken, sehr be¬
deutenden Handel und hält eine große Messe im August. — Brescia (spr. Brescha),
40.500 E., westlich vom Garda-See, in einer berühmten, fruchtbaren Ebene, liefert Ge¬
wehre, Messer, Seide, Papier, Tischzeuge, Wein (Vino santo). — Im Norden Bormio
oder Worms, 1600 E., a. d. Adda und der Straße übers Wormser Joch, von hohen
Alpenmassen umgeben. — Sondrio, 6000 E., a. d. Adda, ist der Hauptort des Veltlin.
§ 708. 3) Das venetianische Königreich.
(Fast so groß wie die Provinz Sachsen.) 456,7 O-M- mit 2.485.816 Bew.
Das Land besteht aus einer Hügelregion an den Alpen, Wein- und Frucht¬
garten tragend und nur hie und da mit magerer Weide; aus einem sumpfigen,
ungesunden, wenig bewohnten und angebauten Küstensaume; und aus der Ebene.
Diese hat eine einförmige Cultur: Getreidefelder oder Ebenen mit Obst- und
Maulbeerbäumen, die durch Weinguirlanden mit einander verbunden sind, zahl¬
reiche Landhäuser, auch wohl Weiler und Dörfer. Die tiefsten Gegenden sind
mit Bäumen umpflanzte Wiesengründe oder sumpfige Reißfelder. Aus dieser
Ebene erheben sich nur die Euganeen: sanfte Berge und reizende Thäler mit
lieblicher Vegetation.
Die Fruchtbarkeit ist fast überall groß; aber der Boden könnte besser be-
wirthschaftet werden. Großer Fleiß wird aber auf den Dünger und die treffliche
künstliche Bewässerung^ verwendet. Mais und Weizen sind Hauptfrüchte. Auch
die Industrie ist sehr blühend, und der Reichthum in einigen Städten bedeutend.
Die Städte, großenteils sehr volkreich, sind reich an prächtigen Gebäuden. —
Provinzen: Venedig, Rovigo, Padua, Verona, Vicenza, Treviso, Belluno, Udine,
Mantua.
Venedig oder Venezia, 118.200 E., ein Freihafen, liegt rings von Wasser umge¬
ben, das die Lagunen heißt und zur Ebbezeit zum Theil Sumpf ist; vom Meere wird
es getrennt durch eine lange Reihe bepflanzter Inseln (Lidi). — Alle 28.000 Häuser ste¬
hen auf Pfählen und bilden 117 Inseln, zwischen denen 147 Kanäle statt der Straßen
gehen; 378 Brücken verbinden sie mit einander. Der 8 förmige Canal grande theilt
das Ganze in 2 Haupttheile, verbunden durch die aus einem Bogen bestehende Rialtobrücke.
Der Platz San Marco ist einer der schönsten in Europa, 542 P. F. lang, bis 219 F.
berit, auf den beiden langen Seiten von palastartigen Gebäuden, die Procuratien genannt,
begrenzt, welche durch einen Neubau verbunden sind, im Untergeschoß mit Arcaden und
Verkaufs-Gewölben. Aus der vierten Seite liegt die a. 976 angefangene, mit 5 Kuppeln
versehene, 2Z5 F. lange, 194 F. breite Marcuskirche, im Innern mit 67 Säulen; vor