Full text: Lehrbuch der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten

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Europa. 
Nebenflüsse der Piave, hat reiche Kupfer- und Bleigruben in den Alpen. — Nordöstlich 
Auronzo, 3500 E., a. d. Piave, mit reichen Zinkgruben in den Alpen, dabei ein Wald 
mit den höchsten Fichten Italiens. — Am Ostende Udine, 25.200 E., in der Landschaft 
Friaul, die verkleinerte Nachahmung Venedigs in allen seinen bedeutenden Gebäuden, erzeugt 
Leinwand, Seide und Wein. — Campo-formio oder formido, 600 E., ein Dorf, süd¬ 
östlich von Udine. Friede 1796 und 1809. 
§ 710. 4) Die Emilia. 
(So groß wie Toscana.) 405,8 Q.M. mit 2.146.570 Bew. 
Die ehemaligen Herzogthümer Parma und Modena. — Provinzen: Parma, 
Piacenza, Modena, Mafia und Carrara, Reggio nell' Emilia, Ferrara, Bologna, 
Ravenna, Forli. 
Parma, 47.100 E., a. d. Parma, hat ein herzogliches Palais, eine Universität und 
eine bedeutende Gemälde-Gallerie, ist gut gebaut, aber öde und hat wohl Raum für die 
dreifache Bevölkerung. — Piacenza (Piatschenza), 39.300 E., am Po, a. d. Trebbia- 
Mündung. Es ist groß, mit vielen Palästen, z. B. dem der Farneses, aber noch mehr 
menschenleer als Parma. Es hat eine Straße, welche zu den schönsten Italiens gehört. 
Aus der Kirche S. Sisto stammt die Sixtinische Madonna zu Dresden. Unfern das 
Schlachtfeld an der Trebbia (Hannibal, Suwarow), und die Roncabischen Felder, wo die 
nach Italien ziehenden deutschen Kaiser große Versammlungen hielten. — Belle ja, eine 
durch einen Bergsturz im 4. Jahrhundert schnell untergegangene römische Stadt, 20 F. 
hoch bedeckt, mit zahlreichen Ueberbleibseln des Alterthums, die sich im Museum zu Parma 
befinden. — Modena, 32.300 E., an einem Kanäle, in der Ebene, zwischen dem Pa- 
naro und der Secchia, schön, freundlich und reinlich gelegen, mit Bogengängen gebaut. 
Es hat eine Universität und wissenschaftliche Institute. Die große Gemälde-Gallerie ist 
1745 nach Dresden verkauft, seitdem ist aber eine neue geschaffen. — Westlich Reggio 
(Redscho), 21.200 E., ist eine große, todte, mit Arkadenstraßen versehene Stadt, die Han¬ 
del treibt. — Nicht fern im Gebirge sind die Trümmer des alten Schlosses Canossa 
(Heinrich IV. 1077). — Nordöstlich Corregio, 14.700 E., des Malers Antonio Allegri, 
genannt Correggio, Geburtsort. — Guastalla, 10.000 E., am Po, in sumpfiger, Reiß 
bauender Umgebung, eine Festung, die ehemals zu Parma gehört hat. — Massa, 15.000 E-, 
liefert Marmor aus 37 Brüchen, Oel und Seide. — Carrara, 19.400 E-, in einem 
tiefen Bergkessel, berühmt durch seine Marmor-Arbeiten aus 546 Brüchen. Jährlich ge¬ 
hen an 100 Schiffsladungen Marmor fort. — Rimini, 16.900 E., am Adriatischen 
Meere, hat einen versandeten Hafen. Es war einst eine mächtige Handelsstadt. — Forli, 
17.700 E., am Montone, durch die Wissenschaften ausgezeichnet; es hat viel Industrie 
und bedeutenden Handel. — Ravenna l’antica, 20.000 E., war sonst Seestadt, liegt 
aber jetzt 1 M. weit vom Meere. Der Hafen ist versandet. Dantes Grab und Theo- 
dorichs Mausoleum. Es war im 5. Jahrhundert Residenz des weströmischen Reiches. — 
Faenza, 17.500 E., hat Fabriken von Majolica oder Fayence, das nach der Stadt den 
Namen erhalten hat. — Bologna la grassa, d. i. die fette, nach ihren berühmten Fleisch-, 
Wurst- und Fettwaaren benannt, auch die gelehrte, die echt italienische, 90.000 E., nahe 
am Reno, über den eine fast 470 F. lange Brücke führt, mit vielen Gärten, Villen und 
Weinbergen. Hier sind 2 schiefe Thürme, der des Asinelli ist 257 F., der verstümmelte 
130 F. hoch. Ein bedeckter Wallfahrtsgang (Porticato) mit 935 Bogen führt zur Kirche 
St. Luca. Zwei andere haben 167 und 92 Bogen. Es hat die älteste, berühmte Uni¬ 
versität, mit vielen Sammlungen. Der Handel mit Fleischwaaren rc. ist bedeutend. — 
Ferrara, 27.700 E-, am südlichen Mündungsarme des Po, mit einer starken Cittadelle, 
einem alten festen Schlosse und mehr als 30 Kirchen, ist Ariosts Geburtsort, und hat 
eine Universität, Seidenfabriken und Handel. 
§ 711. 5) Das ehemalige Großherzogthum Toscana. 
(Fast so groß wie der Reg.-Bez. Königsberg.) 404,3 Q.M. mit 1.826.334 Bew. 
Dies alte Tuscien oder Etrurien oder Tyrrhenien ist der am meisten vorge¬ 
schrittene Theil Italiens und sehr gut cultivirt, daher auch der Garten Italiens 
genannt. Am reichsten angebaut ist das Arnothal, welches schöne Gebirge mit 
Kastanienwäldern einfassen, und deren Vorberge mit Olivenhainen besetzt sind. 
Die Felder, meist Weizen tragend, sind mit Gräben umzogen, an deren Rändern
	        
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