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kam der nördliche Teil Ravensbergs zu Frankreich, so daß Halle, 
Werther, Versmold, Borgholzhausen französisch wurden, Bielefeld, 
Brackwede, Heepen, Herford und Vlotho bei dem Königreich Westfalen 
blieben. Hessel, Johannisbach, Aa, Werra und Weser bildeten die 
Grenze. 
Die Verwaltung wurde nach französischem Muster eingeführt. 
Auch das Gerichtswesen wurde neu geordnet. Als Gesetzbuch galt der 
Code Napoleon. Zu Verwaltungsbeamten und Richtern nahm man 
Deutsche. Die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben. Große 
Unzufriedenheit uud Erbitterung erregten die vielfachen Abgaben, die 
der verschwenderische Jerome verlangte. Dazu kamen noch die Geld- 
forderungen Napoleons. Das Königreich Westfalen sank in große 
Schuldenlast, und der Wohlstand seiner Bewohner wurde untergraben. 
Noch verhaßter als die hohen Steuern und Abgaben waren bei den 
Bewohnern die Aushebungen zum Kriegsdienst. Mancher junge Mann 
aus Bielefeld, der unter Napoleons Fahnen im fernen Spanien oder 
Rußland kämpfen mußte, kehrte nicht wieder in seine Heimat zurück. 
Da war es begreiflich, daß man sich der Aushebung zu entziehen suchte. 
Einmal rotteten sich die Bauern in den umliegenden Dörfern zu- 
sammeu, um sich dem Befehle Napoleons zu widerfetzen. Am Sonn- 
tage vor den Fasten 1898 hatte die Polizei den Auftrag erhalten, alle 
waffenfähigen Männer nach dem Gottesdienst vor der Kirche anfzn- 
greifen. Es kam zu einer Schlägerei, und die Polizei mußte sich 
zurückziehen. Als nun in Schildefche, in Dornberg und Werther die 
jungen Leute in den Häusern sestgenommen werden sollten, bewaffneten 
sich die Bauern mit Dreschflegeln, Senfen und Heugabeln und zogen 
vor Bielefeld. Auf die Kunde vom Herannahen des Militärs ent- 
fernten sie sich und rotteten sich wieder bei Werther zusammen. Hier 
wurden sie von Ulanen zerstreut und die Dienstpflichtigen mit Gewalt 
eingezogen. 
Vor Weihnachten 1808 setzten sich Ravensberger Bauern aus 
Heepen mit Blücher und dem Major Schill in Verbindung, um vou 
ihnen zu erfahren, wann man ans eine Befreiung vom französischen 
Joche rechnen könne. Von Schill bekamen sie die Nachricht, daß man 
im Frühjahr 1809, wenn die Flüsse aufgetaut seien, losschlagen würde; 
auch gab er ihrem Boten mehrere Briefe mit. Auf der Heimreise wurde 
der Bote aber an der Elbe verhaftet und zu einem Geständnis gebracht. 
Vielleicht wurde Schill durch diese Entdeckung mit bewogen, Berlin zu 
verlassen und auf eigene Faust seiue vollständig gescheiterte Erhebung, 
bei der er seinen Tod fand, zu wagen. Als man in Kassel die Sache 
erfuhr, wurde eine strenge Untersuchung veranstaltet und 32 Land¬ 
leute aus Bielefelds Umgegeud verhaftet. Obgleich man ihnen nichts 
beweisen konnte, hielt man sie längere Zeit in Haft. 
Auch in der Schillschen Schar waren Offiziere und Mannschaften 
aus der Grafschaft Ravensberg. Die gefangen genommenen Ravens- 
berger wurden von den Franzosen erschossen.
	        
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