76 Heinrich I., 6er Gründer öes deutschen Reichs. §§ 99—100.
höheres Ansehen gewonnen hatten, war das edelste das der Liudolfinaer*)
das sich von einem Liudolf herschrieb, der schon von Ludwig dem Deut-
Ichen zum Markgrafen wenigstens in einem größeren Teil von Sachsen gemacht
worden war und bereits Herzog genannt wurde. Der eine von seinen Söhnen
Brun, der als Gründer von Braunschweig gilt, war gegen die Nor-
mannen gefallen (880) der andere war jener Otto, der die deutsche Königs-
fmtw^aß?6 S bem fränkischen Konrad zugewandt
hatte (§ 98) Das Geschlecht (man will es auf einen Egbert zurückführen
der schon zur 3ett tarls des Großen hochangesehen war) hatte seine großen
Guter in Westfalen, um die Ocker (im heutigen Braunschweigischen) und
m der goldenen Aue an der Helme und Unftrut. Ottos Sohn und Erbe
rarncS.einr!^' vermählt mit einer Tochter aus gleich edlem sächsischen
(westfälischen) Stamme, deren Linie bis zu Widukind (§71) hinaufstiea
Dieser Herzog Heinrich, einst der gefahrlichste Feind König Konrads, nun von
diesem selbst als Nachfolger bezeichnet, ward zu Fritzlar, wo sich die Grenzen
der Sachsen und Franken berührten, auf einer Tagfahrt beider Stämme zum
deutschen Konig geforen. Alles versammelte Volk jauchzte der Wahl Beifall
denn Heinrich war herrlich an Leib und Seele und bereits im Kampfe gegen
die Slaven wohl erprobt. Als aber nach der alten Sitte des Karolinaerreichs
der ErzMfchof oon Mainz ihn salben und krönen wollte, wies er demütig
die Ehre zurück: er deutete damit zugleich an, daß er ohne geistlichen Rück¬
halt, m anderer Weise als seine Vorgänger, zu regieren entschlossen sei.
9 100. Es galt zuerst, sich bei den Übrigen Stämmen, die ihn nicht mit
gekoren hatten, bei den Schwaben, Bayern und Lothringern, Anerfennunq
zu verschaffen. Heinrich kannte zu wohl die Sprödigkeit der deutschen
Stamme und hatte einst selbst als Herzog zu selbständig der Königsmacht
gegenübergestanden, als daß er so gewaltsam wie Konrad vorgegangen
wäre. Ihm genügte zunächst die in der Tat schon königliche Macht, die
■er bei seinen Sachsen und Thüringern besaß; er war zufrieden, wenn die
andern Stämme mit ihren Herzögen sich seiner Oberhoheit fügten, und
verlangte zunächst nicht in ihre innere Angelegenheiten einzugreifen: viel-
wehr schonte er die Stammeseigentümlichkeiten, die nun einmal im Reiche
vorhanden waren. So kam es, daß schon 919 der Herzog Burchard
von Schwaben ihm willig als Oberherrn huldigte. Burchard behielt seine
Stellung als Herzog; nur die Besetzung der Bistümer und die in Schwaben
gelegenen königlichen Domänen behielt sich Heinrich selbst vor, ver-
mied aber auch hier alles, was den Herzog verletzen konnte. Schwerer
fugte sich Bayern. Hier widerstrebte jener Arnulf, der einst Konrad I.
erfolgreich widerstanden hatte, der Unterwerfung unter das königliche Ansehen.
*) Liudolf
Brun t 880. Otto f 912.
1. Heinrich I. f 936.
Gem.: Mathilde.
i m 2. ©tto I. f 973. Gerberga. Heinrich v. Bayern Bruno v. Köln
1. Gem.: Edrtha. 2. Gem.: Adelheid. f 955. f 965.
Siubolf n. ©chroa&en Siutgarb. 3. Otto II. f 983. Heinrich d. Zänker V.Bayern
T "57. Gem.: Konrad Gem.: Theophano. + 995.
| v. Lothringen. |
Otto v. Schwaben 4. Gtto III. f 1002. 5. Heinrich II. + 1024.
u. Bayern -j- 982. Gem.: Kunigunde.