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Großherzogl. und Herzog!. Sächsisch. Länder.
dezeit ist sie jeden Sonntag durch viele 100 Lampen erleuchtet,
vom herzoglichen Musikchor belebt und von vielen Menschen aus
der Umgegend angefüllt, und gewährt dann einen wirklich feenhaf¬
ten Anblick. Ein 27 Schritte langer Stollen führt unter die
Chaussee zu einer kleinen Seitenkammer, die sonst zu einer Küche
benutzt wurde. Hier beginnt nun die Höhle; nach wenigen Schrit¬
ten kommt man an eine Thüre, die verschlossen werden kann. Es
geht bergan und es zeigt sich zur Rechten wieder eine Höhlung,
die durch ein eisernes Gitter und eine Thüre von dem Gange ab¬
gesondert ist, und zu einem Keller diente. Höher wölben sich nun
die Felsen, der Raum wird weiter, und wir sind im sogenannten
ersten Saale, wo zur Rechten 14 Stufen aus einen Altan führen,
der früher zum Standort für die Musikanten bestimmt war. Zur
Linken dieses Saales ist ein zweiter größerer mit einem Eisengit¬
ter versehener Altan, der gewöhnliche Standpunkt der Musiker,
von wo der Ueberblick dieses Theiles der Höhle herrlich ist. In
einem geräumigen Gange gelangt man hierauf in den zweiten
Saal, wo man schon recht deutlich das dumpfe Rauschen des Ba¬
ches vernimmt. Eine Treppe führt hier zu einer Oeffnung, durch
welche der Bach zuerst entdeckt wurde. Ein anderer Gang bringt
näher zum Wasser, und ist, um Gefahr zu verhüten, mit einem
Eisengitter versehen. Nun theilt sich der Weg; zur Linken führen
Stufen in einen hochgewölbten breiten Gang, zur Rechten leitet
ein schmaler Pfad abwärts zum Bach, welcher einen kleinen Fall
bildend, aus dem Felsen kommt und hier den obigen Teich bildet.
Ein Kahn nimmt den Wanderer aus, mit kräftigem Arm stößt
der Führer vom Strande und man gleitet dahin auf dem stillen
Gewässer, zwischen den grauen Felsenwanden, die sich bald zu ei¬
ner geräumigen und hohen Halle wölben. Hoch oben, einem
Sterne am dunkeln Nachthimmel gleich, glanzt ein Licht durch
die erwähnte Oeffnung, zur Linken seitwärts stellt sich das Vor¬
dertheil eines Tempelchens dar, an dessen Altar ein transparen¬
tes G prangt, ein Denkmal dankbarer Erinnerung an den Ver¬
schönerer der Höhle, den Herzog Georg. Zur Rechten verliert
sich der Bach wieder mit Geräusch in die Felsen. Von dem Ba¬
che steigt man auf 15 Stufen zu jenem höhern, geräumigen
Gang empor, der sich noch in beträchtlicher Ausdehnung hinzieht,
ehe man sein Ende erreicht; und hier ist die Gränze der bis da¬
hin 400 F. langen Höhle, so weit man sie nämlich untersucht und
gangbar gemacht hat; aber wahrscheinlich setzt sie noch weiter fort.
Etwa 4 Stunde von Altenstein ist die Luthersbuche, un¬
ter deren Schatten Luther ausgeruhet und an einer etwas weiter
oben in einem engen Wiesengründchen entspringenden Quelle, die
seitdem der Luthersbrunnen genannt wird, seinen Durst ge¬
löscht haben soll. Diese Luthersbuche ist etwa 600 Schritte von der
Stelle entfernt, wo Luther am 4. Mai 1521, als er ans der Rück-