Full text: Grundriß der Geographie

1148 Thebai. 
außen einige Zugänge, durch welche die Gladia¬ 
toren eintraten, und die zum Kampfe bestimmten 
Thiere eingeführt wurden. Rings nin diesen Platz 
lief eine massive Mauer mit Gewölben (caveae), 
theils zur Aufbewahrung der Thiere, theils zu 
andern Bestimmungen; oben auf der Mauer ein 
mit Säulen verziertes Geländer, um die Zuschauer 
vor den Thieren zn sichern. Der Platz hinter 
diesem Geländer hieß podium. Hier hatte der, 
welcher die Spiele gab, später der Kaiser mit 
seiner vornehmen Umgebung, einen etwas erhöhten 
18 Sitz. Ueber dem Podium erhoben sich in eon- 
centrischen, stufenweise aufsteigenden Kreisen um 
den ganzen Raum die Sitze der Zuschauer in 3 
bis 4 Stockwerken, unb ganz oben war eine offene 
Gallerie. Das ganze offene Gebände wurde zum 
Schutze gegen die Sonne oder den Regen mit 
einem großen Tuche (vclum, velanum) überspannt. 
Das erste Amphitheater legte in Rom C. Seri- 
bonins Cnrio an; s. oben 13. Dieses bewegliche 
Theater gab Veranlassung znr Erbauung eines 
eigentlichen Amphitheaters, welches Julius Cäsar 
im I. 46 ü. C. errichten ließ. Es war aber von 
Holz und wurde nach Beendigung der Spiele 
wieder abgebrochen. Statilius Tanrns erbaute 
auf den Rath des Augustus das erste aus ©teilt 
auf dem Campus Martins. Das Dom Kaiser 
Nero errichtete war wieder von Holz. Alle Amphi- 
theater aber sowol in der Hauptstadt als auck in 
den Proviuzialstädteu — denn auch in diesen gab 
es solche Gebäude — tunrdeit weit übertreffen von 
dem Ampbitheatrum FI avium. Bespasiau begann 
den Bau desselben nach Beendigung des jüdischen 
Krieges, Titus vollendete ihn und weihte es int 
I. 80 it. C. ein. Es faßte auf seinen Sitzen 
87,000 Zuschauer und noch außerdem 20,000 auf 
der offenen Gallerie. Die Ruinen dieses Gebäudes 
(f. d. Abb.), welches noch heute il Coliseo genannt 
wird und 154 Par. Fnß hoch ist, stürzen jetzt 
immer mehr zusammen. Von den Amphitheatern 
außer Rom sind am besten erhalten das zu Ve¬ 
rona, Capna und besonders zn Nismes (Neman - 
sus) in Frankreich. 
Thebai, fi)rjßcu, 1) in ältester Zeit Orjßrj {Hum. 
Od. 9, 264. 274.), boiotifch Oftßcu, Hanpstadt 
Boiotiens, mitten in einer hügeligen, wohlbewässer¬ 
ten, sehr fruchtbaren Ebene, die sich besonders 
für Pferdezucht eignete. Der Sage nach war sie 
unter dein Namen Kadfi^iu von Kadmos ge¬ 
gründet, auf einer ziemlich bedeutenden Anhöhe, 
dann von Amphion mit sehr hohen und festen 
Mauern umgeben. Die Meutern Hatten 7 Thore 
(Aescli. Sept. 380. Eur. Pliocn. 1111.): ’Slyvyiai 
7E., ”HleKTQ<xi nach Plataiai hinführend, flQOLti'Seg 
nach Tauagra und Chalkis, Nr]'Cmi, KgrjvMioa 
(Boqqzlcu), "Tipicrcu, 'OfioXcoidzg, bereit Lage sich 
nicht mehr sicher bestimmen läßt. Daher @?ißca 
fnzttTtvloi. Der Umfang der Stadt betrug 43 
Stadien, mit Einrechnnng der mit zahlreichen 
Gärten geschmückten Vorstädte, xco/xkl, aber 70 
Stadien. Unsicher ist auch die Lage der Akro¬ 
polis, welche von Ulrichs ans den südwestlichsten, 
von Andern (z. B. Senke, Kiepert, Bnrsian) rich¬ 
tiger auf den nordwestlichsten Hügel gefetzt wird. 
Auf diesem Hügel der Akropolis liegt jetzt die 
Stadt Thiva, im Volksntuude auch rj <I>rißu ge¬ 
nannt. Der Jsmenos und die Quelle Dirke,! 
an den Vorbergen des Kithairon entsprungen, | 
durchflossen die Stadt, die außerdem reich an 
Quellen war: daher die Umgegend so reich an 
Gärten. Bor dem elektrischen Thore lag der hoch¬ 
heilige Tempel des isinenisch en Apollon, etwas 
weiter das Heiligthum des Amphiaraos, in wel¬ 
chem indeß teilt Thebauer um Weissagung schlafen 
durfte, beim der Heros hatte gefragt, ob Theben 
ihn zum Wahrsager oder zum Kampfgenossen 
haben wolle, und letzteres war vorgezogen worden. 
THEBAI. 
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Hdt. 8, 134. Vom höchsten Ruhm war Dirke, 
bald Bach, bald Quelle genannt, berühmt wegen 
ihres klaren Qnellwaffers, das bei bakchischen 
Weihen gebraucht wurde, aber auch in betn Rufe 
stand, die Weiber, welche es gebrauchten, und die 
damit genetzten Gewänder schön zu machen. 
Theben ist nur zweimal völlig eingenommen wor¬ 
den , von den Epigonen in mythischer Zeit, und 
von Alexander dem Gr. im I. 335, welcher es 
bis auf die Heiligthümer und Pinbars Wohnung 
gänzlich zerstörte; es zählte damals 40,000 Ein¬ 
wohner. Vgl. Uuger, paradoxa Tbebana (1839 s.). 
Forchhammer, topographia Thebarum bepta- 
pylarum (1854). — 2) eilte der größten nnd ältesten 
Städte Aeghptens, ja nach Diodor (1, 50.) die 
älteste Stadt der Welt, lebhafter Handelsplatz und 
Hauptstadt von Qberäghpteu, später Diospolis 
genannt. Schon Homer (II. 9, 381.) schildert uns 
die Macht der „himbertthorigcn" Stabt. Ihr 
Umfang betrug 140 Stadien, unb in ihr befand 
sich bas Memitoitioit mit beit bavor steh eit ben 
Kolossen bes Memnon, der prächtige Ammons¬ 
tempel (Hdt. 1, 182. 2, 42.), die großartigen 
Köiiigsgräber u. s. tu. Nachdem die Königsresi 
denz nach Memphis verlegt und Theben durch 
Kambyses geplündert war, erhob es sich nie wieder 
recht. Strab. 16, 816 ff. Die großartigen Ruinen 
bieten jetzt 4 Flecken (Karnak, Luxor, Guruu, 
Medittet Abu) und mehreren Dörfern Rannt. — 
3) St. der theffalifcheu Landschaft Phthiotis (Liv.
	        
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