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§. 11. 12. Einleitung.
Eben so lang ist im Winter in allen diesen Gegenden aber auch die
längste Nacht. Der Wechsel von Tag und Nacht geschieht in der hei¬
ßen Zone schnell; je weiter nach den Polen zu, desto länger dauert
die Dämmerung, so daß z. B. bei der 6 Monat langen Nacht
unter den Polen fast 3 Monate Dämmerung statt findet. Fallen die
Sonnenstrahlen senkrecht auf den Äquator, so hat die ganze Erde Tag
und Nacht gleich Aequinoctium 21. März und 21. Sept. fh. lO.j ).
Bier Jahrszeiten sind nur in der gemäßigten Zone; ein kurzer Som¬
mer und langer Winter in der kalten Zone; beständiger Sommer in
der heißen Zone, dabei aber der Wechsel der trocknen Zeit und Re¬
genzeit, welche letztere nördlich vom Äquator während unseres Som¬
mers, südlich vom Äquator während unsers Winters eintritt; jedoch ist
Anfang und Dauer derselben in den verschiedenen Ländern nach Be¬
schaffenheit des Bodens und der Lage derselben sehr verschieden. Die
Erde wird rund herum bewohnt; die Anziehungskraft derselben,
oder die Schwerkraft aller Körper auf derselben, vermöge welcher
Alles, was sich auf ihr und in ihrer Atmosphäre (§. 16.) befindet, nach
dem Mittelpunkte derselben hinstrebt, verhindert, daß sich irgend Etwas
von ihr entfernen kann. Diejenigen Erdgeschöpfe, welche 180° der
Länge und Breite von einander entfernt wohnen, kehren gleichsam die
Füße gegen einander und heißen deshalb Gegenfüßler, Antipo¬
den. Sie haben entgegengesetzte Jahrs- und Tageszeiten. Die Anti¬
poden von Deutschland sind die Neuseeländer. Menschen die unter
gleichen Längengraden, aber unter entgegengesetzten Breitengraden süd¬
lich und nördlich vom Äquator wohnen, heißen Gegenbewohner
(Antoeci) und haben gleiche Tages- aber entgegengesetzte Jahreszeiten.
Menschen, die unter gleichem Breitengrade, aber 180° L. von einander
entfernt wohnen, heißen Neben bewohn er (Perioeci) und haben
gleiche Jahrs- aber entgegengesetzte Tageszeiten.
§. 12. Physische Geographie. Die Erde besteht so weit
wir sie kennen aus sehr verschiedenen festen Mineralien, die nach der
Oberfläche zu zum Theil mit verschiedenen Erdarten und mit Wasser
bedeckt ist. Bom Inneren derselben wissen wir gar Nichts, denn
kaum ist man in den tiefsten Bergwerken 1800 F., also iö,^öö des
Erdhalbmessers in sie eingedrungen, mehre tausend F. tief sind jedoch
einige Gegenden des Meeres gemessen. Ob daher die ganze Erdkugel
aus festem Gestein besteht, ob sie hohl ist, ob mit Feuer angefüllt,
darüber hat man nur Vermuthungen. Die ganze Erdoberfläche ist et¬
wa 9 Mill. Q. M. groß; davon kommen fast 6,900,000 Q. M. auf
das Wasser. Das Land ist in viele große und kleine Inseln zertheilt.
Die Gestalt der Erdoberfläche hat durch verschiedene Naturkräfte viel¬
fache Veränderungen erlitten; Feuer und Wasser sind dabei vorzüg¬
lich wirksam gewesen und haben große Erdkevolutionen hervorge¬
bracht, beide sind in einzelnen Gegenden noch thätig durch Vulkane,
Erdbeben, Überschwemmungen, Ansetzen und Abreißen des Landes und
dergl. m. Eine allgemeine große Fluth scheint zuletzt die Erdkugel ge¬
troffen und von S. nach N. hin gewirkt zu haben. Daher die ge¬
ringe Länder masse auf der S. Halbkugel, wo nur è des festen