Full text: Schulgeographie für die mittleren Klassen der Gymnasien, für Bürger-, Real- und Töchterschulen (Cursus 2)

„Wie Sie sehen. Und — wissen Sie anch, was ich möchte?" lächelte 
der alte Herr. „Ich möchte Sie fragen, wie Ihnen heute nachmittag der 
Kaffee geschmeckt hat." 
Dem jungen Manne fielen die Lippen auseinander, und mit zittern¬ 
dem Arme tastete er nach der nahen Mauer. Wie ein grauer Schleier 
kam's ihm vor die Augen; er sah nichts mehr, er fühlte nur, wie ihm 
sein Chef die Hand auf die Schulter legte, und hörte ihn mit leiser, 
ernster Stimme sagen: 
„Sie haben ein Recht, lieber Schaller, diese Geschichte von heute 
nachmittag eine Beleidigung zu nennen, und ich komme auch, um Ihnen 
Abbitte zu leisten. Ich hatte Vertrauen zu Ihnen — als Mensch. Aber 
ich bin auch Geschäftsmann, und als solcher muß ich mich von der 
Richtigkeit meiner Meinung überzeugen. Der Herr, welcher Sie heute 
ins Kaffeehaus gerufen hat, ist mein Schwager gewesen. Und weil er in 
meinem Auftrag handelte, müssen Sie anch das Anerbieten, das er Ihnen 
machte, als von mir gemacht betrachten. Von Neujahr an verdopple ich 
Ihre Bezüge und biete Ihnen einen zehnjährigen Kontrakt mit steigendem 
Gehalte. Wenn Sie dann übermorgen wieder die Fabrik besuchen, darf 
und will ich Ihnen auch das Geheimnis der richtigen Mischling anver¬ 
trauen. Und jetzt kommen Sie — jetzt will ich Ihre Frau und Ihre 
Kinder kennen lernen!" 
Da löste sich der Bann, der über dem jungen Mann lag, und mit 
einem von Tränen erstickten Allfschrei stürzte er feinem Chef voran in 
die Stube. 
Ein süßer, harziger Duft quoll ihm entgegen. Ein Zweig des 
Christbaumes, auf welchem noch immer die Kerzen brannten, hatte Feuer 
gefangen.
	        
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