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Doch dieser abscheuliche Menschenhandel hat in den neuesten Zeiten
sehr abgenommen, und es ist von den Engländern, Holländern, Fran¬
zosen und Amerikanern beschlossen worden, ihn ganz wegzuschaffen. Im
Innern von Afrika wird er aber leider! fortdauern.
Der innere Verkehr in Afrika wird durch Karawanen geführt, die mit
Salz, Datteln, Goldstaub und andern Waaren, auch vorzüglich mit
Sklaven handeln. Auf ihren Reisen durch die großen Sandwüsten wird
diesen Karawanen nicht selten ein zum Ersticken heißer Wind, der Sa¬
mum, auch Chamsin genannt, verderblich. Über dem lockern Sand¬
boden der Wüste erhitzt sich die Luft; die sich erhebenden Winde füh¬
ren Sand und Staub mit sich, welche die Atmosphäre verdunkeln.
Die Heiterkeit des Himmels verschwindet; die Sonne verliert ihren
Glanz, blasser als der Mond, wirft sie keine Schatten mehr; das
Grün der Bäume erscheint als schmutziges Blau; die Vögel werden
unruhig; die Thiere irren rastlos umher; der Schweiß verschwindet
schnell an der Oberfläche des Körpers; der Gaumen wird trocken, das
Athmen beschwerlich, das Bedürfniß zu trinken groß. Schnell verdun-
stet das Wasser aus den porösen ledernen Schläuchen. Leicht kann
daher eine Karawane aus Wassermangel zu Grunde gehen. Die
Reisenden bedecken ihr Gesicht mit Tüchern, damit ihnen der Sand
nicht in Mund, Rase und Augen komme; sie knien, so lange der Glut¬
wind andauert, hinter den Kameelen nieder, und diese wenden ihre
Köpfe vom Winde ab, uin ihre Augen gegen den heranwehenden Sand
zu sichern. Die Ostküste von Afrika besuchen vorzüglich Araber und
Indier, die Westküste aber nur Europäer.
Von Gelehrsamkeit ist in Südafrika nicht die Rede; doch hat
. im Norden, wo sich die Araber festgesetzt haben, noch manches
von ihren ehemaligen Kenntnissen erhalten. Es war eine Zeit, wo
Ägypten berühmt war durch seine Weisen, und auch noch in der
Folge zeichneten sich manche Gelehrte durch Scharfsinn und großes
Wissen aus; jetzt aber sind nur noch geringe Spuren in Ägypten, Abys-
futien, Tripolis, Tunis, Algier (spr. Aldschier), Fetz und Ma-
rocco davon übrig. — Unter den schönen Künsten ist bloß Musik
und Tanz bei den Afrikanern beliebt, im nördlichen Theile des Lan¬
des auch die Bau- und Gartenkunst. In ganz Afrika findet sich
aber kein so gebildetes Volk, als in Asien die Chinesen und Japanesen,
und viel weniger kann eines den Europäern an die Seite gesetzt werden.
„Zu welcher Religion bekennen sich die Afrikaner?" — Die
Mauren sind Muhamedaner, die Neger Fetischdiener (Fetisch
heißt Zauberding), ursprünglich Feuerverehrer. Sie wählen sich
nämlich eine Schlange, oder einen Baum, einen Stein oder sonst
etwas zu ihrem Götzen, beten ihn an und suchen Hülfe und Trost bei
ihm. Noch andere afrikanische Nationen verehren die Gestirne. Auf
der Ostküste und in Ägypten leben auch morgenländische, auf der
Westküste portugiesische und französische Christen, auch sind daselbst
die christlichen Neger ko lonien Liberia und Sierra-Leone.