§ 190. Die Schweiz. 519
Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar
Schweizer gegen Schweizer.
524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kan¬
tonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen
und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die
Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die
Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der
Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu
Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er
thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche
sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im
Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653.
und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-
schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die
Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegan¬
gen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen
die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grau¬
samkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der
Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-
von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E.
Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte.
Anmerkungen.
1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher
Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der
Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste
vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten
Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft
wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und
sich auf die Seite des Papstes nnd des Kaisers zu schlagen. Als sie
aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die
katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus
den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu
Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der refor¬
mierten Schweiz.
2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glau¬
bens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kar¬
dinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder
Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru,
Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich
zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten
(1586).
3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg,
ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei
Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch
ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die
Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-