Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

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Die Neuzeit. 
noch Gabel, weder Flöte noch Schreibzeug und Bücher, mit Ausnahme 
der Bibel, erhalten; anfangs fehlten sogar Licht und Bett. Sein Freund 
Katte, der ihm bei der Flucht hatte helfen wollen, wurde zum Tode 
verurteilt und unter Friedrichs Fenstern geköpft. Der Prinz erhielt einen 
Brief Kattes, in welchem dieser sein leichtfertiges Leben bereute und ihn 
bat, dem Könige nicht zu grollen, da dieser nur der Gerechtigkeit Gottes 
gedient habe. Auf Friedrich selbst hatten die lange Haft, der Brief 
seines Freundes und die vielen Besuche des Feldpredigers eine heilsame 
Wirkung gehabt. Er zeigte ernste Reue und bat seinen Vater brieflich 
um Verzeihung; darauf erhielt er seinen Degen zurück, mußte aber noch 
in Küstrin bleiben und in der Kriegs-'und Domänenkammer 
daselbst thätig sein. Hier mußte er täglich sieben Stunden arbeiten 
und erhielt abends Unterricht in einzelnen Zweigen der Verwaltung. 
Der Prinz sollte namentlich lernen, „wie schwer es dem Bauer falle, 
so viel Groschen zu erarbeiten, als zu einem Thaler gehören." Bald 
nachher kam der König nach Küstrin; als der Sohn in Thränen dem 
Vater zu Füßen sank, wurde ihm verziehen. Zwar erhielt er seine volle 
Freiheit noch nicht zurück, doch wurde ihm jetzt gestattet, in Begleitung 
erfahrener Männer Ausflüge in die nächste Umgebung zu machen, um 
sich über Ackerbau, Viehzucht und Brauwesen zu unterrichten. Bei der 
Hochzeit seiner Schwester Wilhelm ine wurde Friedrich wieder in die 
Armee ausgenommen und erhielt damit völlige Verzeihung. Der Vater 
stellte ihn als Obersten an die Spitze eines Regiments und schenkte ihm 
das schöne Schloß R Heinsberg bei Ruppin. Friedrich verheiratete 
sich auf Wunsch jeines Vaters mit einer Prinzessin von Braunschweig 
und verbrachte in Rheinsberg die schönsten Jahre seines Lebens. Das 
Wohlgefallen seines Vaters gewann er in solchem Maße, daß derselbe 
kurz vor seinem Ende ganz glücklich zu seiner Umgebung sprach: „Thut 
mir Gott nicht eine große Gnade, daß er mir einen solch würdigen 
Sohn zum Nachfolger gegeben hat?" 
2) Die beiden ersten schlesischen Kriege; 1740—1745. 
a. Der erste schlesische Krieg; 1740—1742. Friedrichs erste Thaten 
1740 auf dem Throne waren Werke des Friedens. Er ließ in dem teuren 
Jahre seine Speicher öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die 
Armen verkaufen; die Folter wurde aufgehoben; die Riesengarde schaffte 
er ab und vermehrte dafür das Heer, die „langen Kerls" wurden unter 
die anderen Regimenter verteilt; den Offizieren verbot er die gewaltsamen 
Werbungen, sowie die grobe Behandlung der Soldaten. Aber nicht 
lange sollte er in Frieden walten. 
Der Kaiser Karl VI. war ebenfalls im Jahre 1740 gestorben.
	        
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