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Das Rheinische Schiefergebirge.
ragen dicht neben einander die höchsten Kuppen: der große und der
kleine Feldberg und der Altkönig; der erste, 2600', ist die
höchste Spitze des ganzen Schiefergebirgs. Der Abfall zum Rhein
und zur Lahn ist steil ohne Thalsohle; gegen den Main zwar auch
schroff geneigte Ränder, aber zwischen ihnen und dem Flusse eine schön
angebaute Ebene; besonders ziehen sich die reichsten Obsthaine (dar¬
unter auch hiev noch Kastanien und Mandeln) an diesem Südfuße
hin. Der ganze Taunus ist überaus reich an Mineralquellen: merke
Wiesbaden, Schwalbach, Schlangenbad, Selters (jähr¬
lich 1'/2 Mill. Krüge versendet), Homburg. Im Lahnthale,
mehr dem Westerwalde zugehörig, Ems. Reste der Römerzeit und
Burgen des Mittelalters, am meisten die Rheinufer, geben dem
lieblichen T. besondere Reize. — Nördlich vom T., entsprechend
dem Plateau der Eifel, dehnt sich das des Westerwaldes, meist
rauh und kahl; seinen schönen nordwestlichen Vorsprung bildet das
Siebengebirge, dicht am Rhein, aus dem Raum einer OM. mit
eigenthümlicher Gipfelbildung. Nicht der höchste, aber steilste Berg
ist der Drachenfels, der sich dicht am Rhein wie eine kolossale
Wand erhebt. Gegenüber trägt ein Vorsprung der Eifel die Ruine
Rolands eck: im Rhein eine reizende Insel, wo früher das Kloster
Nonnenwerth. (Schauplatz der Sage, die Schiller im Ritter
Toggenburg benutzt). Im N. knüpft sich durch den Gebirgsknoten
des Ederk0pses an den Westerwald die Kette des Rothhaar-
oder Rothlager-G., steil nach O., in Verzweigungen zum Rhein
abfallend. Nach NO. ziehend endigt es in dem 2000' hohen kalten
Plateau von Winterberg, von dem der kegelförmige Aften-
berg noch 500' höher ansteigt. Nach NO. setzen andere Hoch¬
flächen das Schiefergebirge mit den Gebirgen an der Weser in Ver¬
bindung; zum Rhein hin laufen eine Menge metall- und steinkoh¬
lenreicher Bergzüge, die man zusammen das Sauerland nennt.
Am äußersten Nordrande gegen das Tiefland zieht sich der noch
1000' hohe Haarstrang.
_ t) Das enge Querthal nun, in welchem der R., durch die Berge
eingezwängt, im Zikzak sich windet, mit seinen schroffen (selten
waldbedeckten) Schieferhöhen, seinen Rebenhügeln, Burgen, den oft
aus Römerzeit stammenden schieferdachigen Städten, ist die Strecke,
welche alljährlich von einer Legion Reisender besucht, freilich auf
Dampfschiffen oft mehr durchflogen wird. Von Mainz bis Bingen
fließt der R. nach W., und diese Strecke ist parallel der Strecke
vom Bodensee bis Basel, wenn auch viel kleiner. Bei Bingen
beginnt der eigentliche Durchbruch; früher hier durch Felsen unter
dem Wasser der gefährliche Strudel des Binger Loches, durch
Sprengung der Klippen ziemlich ungefährlich. Im Rhein der Mäu¬
sethurm; hier der Sage nach Erzb. Hatto von Mainz von ver¬
folgenden Mäusen verzehrt. Wir merken nur noch links: Rhein¬
stein, durch Prinz Friedrich von Preußen hergestellt: das alte
Bach arach mit vielen Burgen in der Nähe (oberhalb B. die Burg¬
ruine Stahleck, Eigenthum der Königin von Preußen): die alter-
thümlichen Orte Oberwesel und St. Goar; bei dem letzteren
noch zwei gefährliche Stellen im Flußbett. Bei Rense versammel¬
ten sich einst die Kurfürsten des Reiches auf dem Königsstuhl, einem