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Erstes Buch.
meinen stehen Breite und Liefe im umgekehrten Verhältnkß:
je schmaler, desto tiefer. Wie im Meere, so giebt es auch in
den Strömen Untiefen, wo man selbst große Gewässer ohne
Schiffe passiren kann (Furten); ein klippiger Boden ver¬
ursacht Wirbel und Srrudel. Oester weicht ein Fluß einem
Berge oder einem Stücke höheren oder festeren Bodens auch
dadurch aus, daß er es mit zertheilter Wassermasse, mit Ar¬
men umschlingt. Zuweilen bleiben diese Arme unvereinigt,
und jeder mündet besonders. Man nennt dann solche Gegend
am Meere, durch die sich Flußarme schlingen, ein Fluß-
Delta, weil die äußersten Arme mit der Meerküste die Figur
des griechischen v (Delta) bilden. Die.alten Völker ge¬
brauchten den Namen vorzüglich von Unterägypten, wo sich
der Nil theilt. Fließen sie vor der Mündung wieder zusam¬
men, so bilden sie eine Flußinsel. Solche Flußinseln, in
verschiedenen Gegenden Werder, Werth, Aue u s. w.
genannt, sind indessen meist geringen Umfanges.
tz. 27.
Fluß ge fälle und Flußt Haler.
Der Lauf eines jeden Gewässers ist natürlich ein Weg
aus der Höhe in die Liefe; man geht einen Fluß nach
der Mündung hinunter, nach der Quelle hinauf. (Ge¬
wöhne dir ab, diese wichtigen geographischen Begriffe auf den
Landkarten anders als nach den Meeren und Flüssen zu bestim¬
men!) Mißt man die absolute Höhe der Quelle und der
Mündung, so erhält man eine Unterschiedszahl. Diese
nennt man das Gefälle des Flusses, d. i. die Summe der
Fuße, welche er von der Quelle bis zur Mündung gefallen ist.
Man kann solche Messungen an den verschiedensten Stellen
des Stromlaufes vornehmen, und man erhält dann das Ge¬
fälle für bestimmte Strecken. Am stärksten und reißendsten
ist dasselbe bei Flüssen, die in gebirgigen Gegenden fließen,
von Kammgebirgen oder Terrassenländern herabstürzen. Nur
bei besänftigtem und langsamerem Gefälle sind die Ströme für
Schiffe gut zu befahren. Die Gewässer haben sich durch das
Gebirge oder das Stufenland nicht nur die Rinne gerissen,
welche das Bett ausmacht, sondern (— einst vielleicht mit
gewaltigen Wassermassen —) sie haben weitere oder engere
Spalten gebildet, welche man Thäler nennt. Durch solche