Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

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Erstes Buch. 
fallen. Hier liegt es uns nur ob, über die Verbreitung der 
Pflanzen, die gleichsam das Kleid des Erdbodens bilden, etwas 
zu sagen. Ihr könnt leicht denken, daß die 80,000 Pflan¬ 
zen-Arten, welche man bis jetzt kennt, nicht über alle Ge¬ 
genden eintönig-gleich verstreut sind. Nein! die reichste und 
bunteste Mannigfaltigkeit findet auch hier Statt. Zuerst hat 
auf die Pflanzenwelt (Vegetation, Flora) eines Land¬ 
strichs die Zone oder die geographische Breite den grö߬ 
ten Einfluß. Je weiter gegen die Pole hin, desto ärmer an 
Gattungen wird die Flora, desto zwerghafter werden die Pflan¬ 
zen, desto unscheinbarer die Blumen (meist weiß). Moose und 
Flechten herrschen immer mehr vor. Je weiter gegen denAequa- 
tor, desto mehr steigt die Zahl der Arten: die Blätter werden 
größer, die Blumen prachtvoll und duftend, immer höher und 
höher dehnen sich die Pflanzengefäße, immer üppiger wird der 
Kräuterwuchs. Die Anzahl der immergrünen Pflanzen wird 
überwiegend. In den Tropen-Gegenden ist die reichste Ent¬ 
wickelung des Pflanzenlebens. Haidekraut, Farrenkräuter er¬ 
reichen dort 8—12 Menschenhöhen. Dort ragt das Riesen¬ 
geschlecht der Palmen bis 180', der Pisangs u. s. w. Selbst 
die Säfte der Pflanzen veredeln sich und kochen unter dem 
brennenden Sonnenstrahl zu Balsam und Gewürzen. Auch 
die geographische Länge ist von Bedeutung; einige Gat¬ 
tungen sind dem östlichen, andere dem westlichen Continent 
eigenthümlich. Viel macht ferner die absolute Höhe aus, 
wenn auch hier noch die Zone durch verschiedene Feststellung 
der Schneelinie mit einwirkt. Einige Geschlechter dauern, wie 
rüstige Bergsteiger, bis auf die höchsten Gipfel aus oder setzen 
gar erst mit Vorliebe dort ein; andere sind an Ebene und Nie¬ 
derung gebunden. Der Boden zuletzt ist bei Verschiedenheit 
der Pflanzen namentlich nicht zu vergessen. Jede der vier 
früher geschilderten Bodenarten (20.) hat ihre besonderen 
Pflanzen. Andere hausen nur im Gebirge, andere nur am 
salzgetränkten Meeresstrande, wieder andere nur im Wasser der 
Flüsse, Seen und Oceane. Ueberhaupt hat jede Pstanze ihren 
geographischen Verbreitungsbezirk, der bald enger, 
bald weiter gezogen ist. Aber der Mensch hat die Verbreitungs- 
bezirke der Pflanzen erweitert. Jedes ^der sogenannten Cul- 
turgewächse (Getraidearten, Obstbäume u. dgl.) hat mei¬ 
stens eine bestimmte Heimath, aber hernach, von den Menschen 
durch Anbau verbreitet, hat es sich über einen weiten Erdbezirk
	        
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