Full text: Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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deutschen Alpen haben die Gipfel, Nucken und die oberen Vertie¬ 
fungen dazwischen, sobald sie über 8000 Fuß hoch liegen, ewigen 
Schnee. Man nennt diese Höhe für uns Deutsche die Schneegränze 
oder Schneelinie in der Luft. Es versteht sich, daß in solcher Höhe 
der Kälte wegen nur wenige Thiere, höchstens Gemsen, Steinböcke 
und Murmelthiere, leben; noch weniger können dort Pflanzen ge¬ 
deihen. 
§. 11. Klima und Pflanzenwuchs auf Gebirgen. 
Das Wort Klima mag uns für jetzt so viel bedeuten als: 
die herschende Witterung an einem Orte; also nicht jeder 
Wechsel des Wetters, sondern die herschende Witterung. Wenn 
eS z. B. in einem Lande spät Frühling und früh Winter wird, so 
daß der Weinstock keine Zeit hat, reife Trauben zu bringen, so 
ist dort die herschende Witterung im ganzen kälter als in einem 
Lande, wo die Rebe gedeiht und neben der Traube auch die süße 
Kastanie und Mandel reifen kann. In beiden Ländern mag es oft 
gleich heiße und gleich kalte Tage geben; rechnet man sie aber zu¬ 
sammen, so hat das leztere im Allgemeinen mehr warme Tage, 
also wärmeres für den Bau jener Gewächse günstigeres Klima. 
In Gebirgsländcrn ist nun das Klima in den Tiefen anders 
als an den Seiten; an der Sonnenseite anders als an denjenigen 
Abdachungen, die weniger oder gar nicht von der Sonne bestrahlt 
werden; und wiederum anders auf den Gipfeln als an dem untern 
Abhange. 
Danach richtet sich nun das Gedeihen der Pflanzenwelt (die 
Vegetation). An den Riescnbergen der Alpen, welche ewigen 
Schnee auf ihren Firsten und Hörnern tragen, prangen oft unten 
die herrlichsten Nuss- und Kastanienbäume, der Pflanzenwuchs ist 
saftig und rasch, und Trauben werden geerntet. Höher hinaus 
stehen Wälder von Eichen, Buchen und Eschen, und breiten sich 
Wiesen oder Matten mit schönem kräuterreichen Rasen aus. Wei¬ 
ter hinauf ist der Wuchs jener Bäume nur schwach und klein. Bald 
gedeihen sie gar nicht mehr, wogegen die Weiß- oder Edeltanne, 
der Bergahorn und die Birke noch fortkommen. Auch diese ver¬ 
lieren sich bald und man erblickt, je höher man steigt, nur noch 
Larchtannen, Fichten, Rothtannen, doch von niedriger krüppelhaf-
	        
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